Angsthund – warum und was kann ich tun?

Angsthund
Angsthund

Er ist leider keine Seltenheit mehr: der Angsthund!
In diesem Artikel wird sich alles um ihn drehen: den Angsthund – warum und was kann ich tun? Ich werde versuchen euch das Phänomen Angsthund näher zu bringen, warum er immer öfter auf Plätzen, Straßen und in Parks zu sehen ist und was du tun kannst, wenn du selber einen solchen Angsthund hast.

Sasha kommt aus Griechenland
Sasha kommt aus Griechenland

Warum gibt es Angsthunde?

Halten wir uns mal vor Augen, welchen Situationen unsere Hunde in unsere Welt ausgesetzt sind. Beginnen wir in unseren vier Wänden. Da gibt es den Fernseher, das Radio, den PC und unzählige Küchenmaschinen.Das alles macht einerseits Lärm (für das empfindliche Hundeohr ist es genau das) und andererseits sind es alles Dinge, die uns davon abhalten, uns mit ihm, unseren Hund, zu beschäftigen.

Wenn du mit ihm raus gehst, kommt’s noch dicker >sofern du nicht gerade auf einem verschlafenen Dorf wohnst<, denn nun wird er mit Verkehrslärm, Sirenengeheul und Menschenmengen konfrontiert.
Auch andere Hunde könnten Unsicherheit und Stress verursachen.

Dann gibt es noch das Handy, in das viele unentwegt schauen und darin versunken sind. Leider auch dann, wenn sie mit ihrem Vierbeiner unterwegs sind. Dein Hund spürt, das du mit deinen Gedanken woanders bist. Eigentlich hatte er sich auf diesen Spaziergang mit dir gefreut, doch nun bist du mit deinem Handy beschäftigt und er ist auf sich selbst gestellt.
Auch das kann Stress bei deinem Vierbeiner auslösen.

Die Ursachen für Angst und Stress sind also sehr vielfältig, genau so vielfältig kann sich der Stress oder Angst bei Hunden äußern.

Amy fühlt sich pudelwohl in Deutschland

Woran erkennst du Angst/Stress beim Hund?

Es ist nicht immer ganz leicht zu erkennen ob ein Hund gerade in Stress gerät. Du musst deinen Hund zum einen gut kennen und zum anderen die Sprache deines Hundes kennen. Die Körpersprache eines Hundes sollte eigentlich jeder kennen, der einen Hund sein Eigen nennt. Aus meiner jahrelangen Praxis als Hundetrainer weiß ich aber, dass das leider nicht immer der Fall ist.

Beobachte deinen Hund einfach mal genau, wenn du mit ihm raus gehst. Du wirst sehen, dass dein Hund in verschiedenen Situationen verschieden reagiert. Oft sind nur Kleinigkeiten, die dir anzeigen, was dein Hund  gerade fühlt. Das Spiel seiner Ohren, die Bewegungen mit seiner Schnauze, die Mimik seines Gesichtes und die Art seiner Körperbewegung. In all dem kannst du deinen Hund lesen.

Das häufigste Symptom eines Hundes, der in Stress gerät, ist vermehrter Speichelfluss. Aber auch das Anlegen der Ohren oder ein vermehrtes Hecheln gehören dazu. Ein unruhiger Gang, das Laufen eng an deinen Beinen oder auch besonders weit weg von deinen Beinen. Immer wieder leichtes Stocken im Gang, das Anspannen all seiner Muskeln.
Alles das spricht für Stress oder gar Angst.

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Fassen wir zusammen: Ist dein Hund hyperaktiv, hat oft Magenprobleme, ist rastlos oder ständig müde, unruhig, anfällig für Krankheiten oder ständig nervös und hat verspannte Muskel? Du warst schon beim Tierarzt aber dein Hund ist körperlich gesund?
Mit diesem Problem bist du nicht alleine!
Kein anderes Tier geht mit uns so durch den Alltag wie ein Hund. Es ist also allen Stressfaktoren genauso ausgesetzt wie wir es oft sind. Nur wir können es uns erklären, unsere Hunde nicht. Du kannst deinen Hund noch so artgerecht halten, es gibt unzählige Situationen, die für deinen Hund nicht natürlich und somit oft beängstigend sein können. Situationen, die sich für einen Hund eben nicht erklären lassen.

Ich möchte hier nochmal Anzeichen für Stress oder Angst beim Hund aufzeigen:

  • Zittern
  • Muskelverspannungen
  • häufiges Schütteln
  • Beschwichtigungssignale zeigen ohne Hintergrund
  • häufiges Bellen
  • vermehrter Durchfall
  • Rücken-/Nackenhaare häufig aufstellen
  • Schwanz jagen / Pfoten schlecken
  • Dinge zerstören
  • in die Leine beißen
  • vermehrter Speichelfluss
  • Unruhe
  • häufiges starkes Hecheln
  • Maulgeruch
Angsthund - warum und was tun
Was machen wir hier?

Auslöser für Stress oder Angst

Beginnend beim Welpen. Schon die Trennung von der Mutter und den Geschwistern, wenn der Welpe in ein neues Zuhause umzieht, verursacht den ersten Stress in seinem noch kurzen Leben. Die Mama fehlt, die Geschwister fehlen, fremde Menschen und eine fremde Umgebung. Stress pur für das winzige Wesen. Ganz behutsam muss dieser Stress aufgefangen werden damit nicht schon hier bleibende Schäden in der Seele des Hundes entstehen.

Der Auslandshund. Oft kommt er von der Straße. Er wird in ein Tierheim verfrachtet und eingesperrt, bis sich ein neuer Besitzer auftut. Dann wird er in ein Flugzeug verbracht oder schlimmer, in einen Transporter und es beginnt eine stundenlange Reise. Egal ob nun mit Flieger oder Transporter, jeder Hund, der auf diese Weise in sein neues Zuhause verbracht wird, ist bis zum Anschlag gestresst und hat die Hosen voll vor Angst.
Oftmals wird ein Hund in genau dieser Situation zum Angsthund und nicht jeder dieser Hunde kann sich je wieder aus der Angst lösen.

Dein Hund wird in eine Beißerei verwickelt. Vielleicht steckt er das weg, vielleicht aber auch nicht. Fakt ist, diese Situation war extrem stressreich und mit großer Sicherheit hatte dein Hund auch Angst. Es gibt Hunde, die werden nach so einer Situation selber zu Beißern, andere wieder haben ab sofort Angst vor anderen Hunden und möchten das Zusammentreffen mit Artgenossen nur noch vermeiden.

Zu all dem kommt eben auch noch oben angesprochenes aus unserem Alltag.

Angsthund – warum und was kann ich tun

Einige der Gründe, warum es so viele ängstliche und gestresste Hunde gibt haben wir im obigen Absatz schon mal angeschnitten. Natürlich kann ich hier nicht alle Gründe benennen, das würde den Rahmen komplett sprengen aber ihr seid alles Hundemenschen (sonst würdet ihr ja nicht hier lesen 😉), somit gehe ich davon aus, dass ihr wisst, wann, ob und warum euer Hund ängstlich oder gestresst ist.

Was könnt ihr also tun?

Zunächst einmal ist es wichtig, dass ihr euer eigenes Verhalten in bestimmten Situationen überprüft. Hunde sind soziale Tiere. Das heißt, sie orientieren sich an anderen Einzelwesen. Das kann ein zweiter Hund sein oder eben du, sein Mensch. Kommst du in eine Situation von der du weißt, dass dein Hund hier gestresst oder ängstlich reagiert, du sie aber nicht vermeiden kannst, ist es enorm wichtig, dass du deinen Hund souverän und ruhig durch diese hindurch führst. Dein Hund spürt sofort, wenn du nicht komplett ausgeglichen bist.

Ganz allgemein profitieren eure Angtshunde von einem ruhigen, vertrauensvollen und souveränen Umgang mit ihnen. Vertraut euch euer Hund, wird er sich, in seiner Meinung nach bedrohlichen Situationen, nicht so stark hineinsteigern.
Wenn ihr euren Hund in solch einer Situation tröstet, mit ihm schimpft oder gar selbst aufgeregt, bestärkt ihr ihn in seiner Angst. Selbstkontrolle ist also schon mal von großer Wichtigkeit für euren Angsthund.

Die richtige Erziehung

Du nimmst deinem unsicheren Hund viel Stress, wenn du ihm eine ruhige und konsequente Erziehung zukommen lässt. Nimm ihm Entscheidungen ab, die für ihn zusätzlichen Stress bedeuten. Wenn er verstanden hat, dass du der Mensch bist, der ihn sicher führt und leitet, wird das Leben für ihn leichter sein.

Schon beim Verlassen der Wohnung, ist es wichtig, dass du zuerst hinausgehst. Setz ihn ab und gehe voraus, er folgt dir. “Gefährliche” Gegenstände passierst du mit einem gewissen Abstand, das gibt ihm Sicherheit.
Lass ihn in der Öffentlichkeit nirgends allein, sprich leine ihn vor keinem Geschäft an. Sei immer  >ganz ruhig< an seiner Seite.
Du kannst “bedrohliche” Situationen ignorieren und uninteressiert euren Weg fortsetzen oder deinen Tätigkeiten nachgehen, ohne ihn in seiner Angst allein zu lassen.

Wandle negative Situationen in positive um. Gehe langsam und geordnet vor. Mittels einer Belohnung im richtigen Moment, verstärkst du deinen Hund in ein positives Verhaltensmuster. Mit der Zeit verinnerlicht dein Hund die Situation positiv zu sehen.

Ein Beispiel: Jedes Mal wenn dein Hund einen Fahrradfahrer sieht, gerät er in Unruhe. Du musst also deine Augen überall haben und den Fahrradfahrer vor deinem sehen bzw. mindestens gleichzeitig. Mittels eines trainiertem Lautes – das kann das Rufen seines Namen sein oder etwas anderes – bekommt er eine Belohnung. Du wirst sehr geduldig sein müssen, denn diese Methode dauert seine Zeit, bis sie Wirkung zeigt. Wenn du aber dran bleibst, wirst du belohnt werden. Dein Hund wird Fahrradfahrer nicht länger als eine Bedrohung ansehen, sondern in Verbindung mit etwas Positivem sehen, der Belohnung.

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Du kannst deinen Hund auch vorsichtig und schrittweise desensibilisieren. Dein Hund wird in kleinen Schritten näher an den angstauslösenden Reiz herangeführt. Dies geschieht ebenfalls mittels Belohnungen. Du kannst ihn zum Beispiel immer ein kleines Stück näher an der vermeintliche Gefahrenquelle füttern, jeden Tag ein bisschen näher. So kannst du ihn an verschiedenen Reize oder Gegenstände gewöhnen und er lernt souverän mit ihnen umzugehen. Wende keinen Zwang an, das wäre extrem kontraproduktiv und macht euer Vertrauensverhältnis zunichte.

Werden all diese Maßnahmen korrekt und schrittweise ausgeführt, führen sie häufig zum Erfolg!

Sollte jemand einen angstagressiven Hund haben empfehle ich, einen Profi zu Rate zu ziehen. Es gibt wirklich gute Verhaltenstherapeuten auf diesem Gebiet. Auch professionelle Hundetrainer können hier erheblich weiterhelfen.

Joyce & Tyson (beide schon im Regenbogenland)

Neben einem gezieltem Training gibt es auch Naturheilmittel, die deinem Hund helfen können

  • Vitamin D – Das Sonnenvitamin, fördert die Produktion von Serotonin im Gehirn. Wird im Körper bereits nach 30 Minuten Spaziergang durch Sonnenlicht gebildet.
  • Vitamin B-Komplex – Gegen Stimmungsschwankungen
  • Zink, Magnesium, Kupfer – Unterstützen als Komplexmittel die Bildung von Serotonin
  • Jod, Selen – Unterstützen die Schilddrüse und lindern Gereiztheit und Unruhe
  • Und etliche Kräuter, wie Baldrian, Johanneskraut, Passionsblume ect.
Über Carola 76 Artikel
Carola war über viele Jahre Inhaberin einer Hundeschule und konnte ihr breit gefächertes Wissen an Frauchen und Herrchen bringen. Auch sie wird ihren ausgezeichneten Bildungsstand bezüglich der Psyche der Hunde erweitern, indem sie sich in Kürze zur Verhaltenstherapeutin für Hunde weiterbildet. Sie ist Verfasserin der meisten Artikel, die sich mit der Erziehung oder der Psyche des Hundes befassen.

2 Kommentare zu Angsthund – warum und was kann ich tun?

  1. Wir hatten bis jetzt zwei Hunde aus dem Tierheim. Beide waren Strassenhunde auf Ungarn. Frida war recht agressiv sie hat keinen gebissen oder so, aber ihr Futter und ihr Schlafplatz hat sie mit knurren und Zähne zeigen verteidigt. Ich glaube es lag daran das sie auf der Strasse ihr Fressen und Revier verteidigen musste um zu überleben. Sie war kein Angshund eher ein Hund der gelernt hat sein Revier zu verteidigen. Mit der Zeit haben wir es geschafft das sich ihr Verhalten geändert hat, aber leider lebt Frieda nicht mehr.

    Ida ist ganz anders sie will fast immer spielen und kuscheln. Wir hatten glaub ich nur Glück das wir bei zwei Hunden aus dem Ausland keinen Angshund hatten beziehungsweise haben.

    • Hallo Christian,

      Es tut mir leid, dass Frida schon im Hundehimmnel ist, aber sie hat wenigstens erfahren dürfen, dass es auch liebe Menschen gibt. Bei uns ist es auch nur eine von Dreien, die ängstlich ist. aber wir bekommen das langsam in den Griff. Ich wünsche dir noch viele schöne Jahre mit deiner Ida.

      LG Carola

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