Auf den Hund gekommen – wie alles anfing

Sasha macht einen DNA-Test...

Ich komme ursprünglich aus Berlin. Mit meinen Eltern und Geschwistern wohnte ich mitten in der Stadt in einem Mehrfamilienhaus. Ich hatte eine tolle Kindheit in einer geborgenen Umgebung. Schon als ich noch sehr klein war, musste ich in jeden Kinderwagen reinschauen und pflegte den “Inhalt” in aller Lautstärke zu kommentieren: “Oh, das ist ein hübsches sauberes Baby und es riecht auch gut”!

Oder:

“Der Kinderwagen ist ganz schmutzig und das Baby riecht gar nicht gut”! Meiner Mutter waren diese Beurteilungen peinlich und sie schimpfte. Doch, auch wenn ich sonst ein halbwegs folgsamen Kind war, das konnte sie mir nicht abgewöhnen.
Das Gleiche galt für Hunde, die entweder irgendwo angebunden waren oder mit Frauchen/Herrchen spazieren gingen. Immer musste ich zu ihnen rennen, um sie zu streicheln und natürlich mit einem Kommentar zu versehen, egal ob positiv oder negativ. Ich konnte nicht anders!

 

Ergo – wenn ich aus dem Gesichtskreis meiner Mutter verschwunden war, musste sie nur nach einem Kinderwagen oder einem Hund Ausschau halten. Einmal suchten mich meine Eltern verzweifelt in einer Gärtnerei, ich war 5 Jahre alt. Sie fanden mich in einem Hundezwinger und ihnen stockte der Atem. Heute weiß ich, es war ein Schäferhund- Rottweilermix und er galt als äußerst bissig. Er hieß Satan. Wie treffend! Ich weiß, das klingt wie eine ausgedachte Geschichte, aber so war es. Ich befand mich also in diesem Zwinger und spielte mit Satan Ball. Er war ganz lieb und ich hatte keine Ahnung, warum die Erwachsenen so ein Getöse machten. Ja, er bellte sie an, aber ich dachte vor Freude, das sie auch gekommen sind. Jedenfalls musste ich aus dem Zwinger rauskommen und fand das ziemlich doof. Wo er doch so lieb war.

Heute weiß ich, dass ich wohl eine besondere Ausstrahlung auf Hunde habe. Aus irgendeinem Grund vertrauen sie mir. Aber dazu später.

Ich muss wohl nicht extra erwähnen, wie sehr ich meinen Eltern ständig in den Ohren lag, einen Hund haben zu dürfen. Ja, sogar ein Pony wollte ich haben, das hätte doch genug Platz auf unserem Balkon? Mein Vater war gegen Haustierhaltung und so sehr ich bettelte, ich bekam kein Tier. Zu meinem dreizehnten Geburtstag schenkte mir mein Opa einen jungen Wellensittich, gegen den Willen meines Vaters. Mein Vater hatte übrigens nichts gegen Tiere, nur in der Wohnung wollte er sie nicht haben. Nun hatte ich also einen Wellensittich. Ich nannte ihn “Joki” und er war fortan mein bester Freund. Alles, was man einem Wellensittich so beibringen kann, brachte ich Joki bei. Jede freie Minute verbrachte ich mit ihm, sogar meine Freunde waren plötzlich nicht mehr so wichtig (das gab sich Gott sei Dank wieder).

Mein erster Hund

Ich wurde 18! So schnell ich konnte, suchte ich mir eine eigene Wohnung. Meine Eltern steuerten mir was zur Miete bei, denn ich war ja noch in der Ausbildung. Und was nun unweigerlich kommen musste, mein erster Hund zog bei mir ein. Charly, neun Monate alt! Charly gehörte den Eltern einer Freundin und sie wollten ihn loswerden, weil er nicht stubenrein war. Schon mit achtzehn war ich darüber entsetzt, wie man einen Hund einfach so hergeben kann.

Die Stubenreinheit kann doch der Hund nicht von alleine lernen. Auf jeden Fall nahm ich Charly zu mir und er wurde auch sehr schnell sauber. Ich wollte vom ersten Tag an alles richtig machen. Also suchte ich mit meinem neuen, besten Freund eine Hundeschule auf.  Das nächste Entsetzen brach über mich herein. Die Methoden, die damals in Hundeschulen praktiziert wurden, stimmten so gar nicht mit meiner Tierliebe überein. Ich hakte das Thema “Hundeschule” nach den ersten drei Besuchen ab und überhäufte stattdessen  meine Bücherregale mit Hunde-Erziehung-Lektüren der sanften Erziehung. Mein Charly dankte es mir, er war sehr gehorsam und machte alles ganz lieb mit. Mein erster Hund war mir also gelungen. Ich konnte mit ihm ohne Leine durch die Berliner Straßen laufen. Charly folgte aufs Wort. Ich war mega stolz! Und das alles ohne jeglichen Zwang.
Charly starb im Alter von 16 Jahren. Er war meine erste große Hundeliebe.

Hundeschule, Klappe die Zweite

Mit fünfundzwanzig beschloss ich, mein Wissen über Erziehung und Problematiken von Hunden weiterzugeben. Ich war überzeugt, dass das richtige Verhalten in bestimmten Situationen mit Hunden nicht auf einen Hundeplatz erlernt werden kann. Ich war also (glaube ich) die erste mobile Hundeschule, zumindest in Berlin! Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und ich hatte die ersten Erfolge mit meinen Erziehungsmethoden. Natürlich gab es auch Niederlagen, die Menschen hörten einfach nicht richtig zu, oft war ich ihnen wohl auch einfach zu jung, um die richtigen Entscheidungen für ihre Vierbeiner zu treffen. Dennoch gab ich nicht auf, lernte stetig dazu, besuchte Kurse, verbesserte meine Kommunikationsfähigkeiten und siehe da, es begann zu boomen.
Mit Dreißig war ich dann meiner Meinung nach soweit. Die Anfragen wurden immer mehr, sodass ich das nicht mehr in meiner Freizeit bewältigen konnte. Ich gab meine Arbeit auf und machte mich, gegen alle wohlgemeinten Ratschläge, selbständig. Ich habe es NIE bereut.

Mein spezielles Interesse

Ziemlich von Anfang an haben Hunde mit schwerwiegenden Verhaltensstörungen mein spezielles Interesse geweckt. Ich dachte immer, wie kann man denn so viel falsch machen, dass ein Hund so extrem daneben ist. Mich hat noch nie in meinem Leben ein Hund gebissen. Hunde mit derartigen Störungen muss man speziell handhaben. Wenn ich einen solchen Hund in die Hände bekam, setzte ich ihn in ein Zimmer. Dann setzte ich mich in eine Ecke des Zimmers und las ein Buch. Natürlich wurde ich misstrauisch beobachtet. Irgendwann ging ich dann wieder. Das machte ich solange, bis der Hund mutiger wurde und sich, wie rein zufällig immer mehr in meine Richtung bewegte.

Ich beachtete das natürlich nicht (zumindest sah es für den Hund so aus) und ging dann nach ein paar Stunden wieder hinaus. Das konnte ein paar Tage so gehen, manchmal sogar Wochen. Aber das Ergebnis war immer das Gleiche. Der Hund kam irgendwann zu mir, seine Neugier war zu groß, um sie weiter in Schach halten zu können. Wenn das passierte ging ich sofort wieder. Das tat ich ebenfalls wieder ein paar Tage. Übrigens sprach ich die gesamte Zeit kein einziges Wort, weder mit ihm noch mit mir selbst. Erst wenn die Situation vertrauter wurde, begann ich mit den ersten Worten. Das Ganze zog sich meist über viele Wochen hin, bis der Hund soweit war, dass ich ihm und er mir Vertrauen schenkte. Das waren immer die schönsten Momente in meinem Leben. Ich liebte diese Augenblicke, dieses erwachende Vertrauen, für mich waren das maximale Höhepunkte. Noch heute denke ich gerne an genau diese Hunde zurück. Viele von ihnen leben heute gar nicht mehr.
Später hatte ich ein sehr soziales, auf diese speziellen “Therapien” trainiertes Rudel, bestehend aus einem Dobermann-Mädchen (Joyce), einem Rottweiler-Jungen (Quentin) und einem Schäferhund-Jungen (Rocko). Sie waren in vielen Situationen meine Assistenten. Auch sie leben heute leider nicht mehr. Besonders Joyce war meine beste Therapie-Hündin und meine große Liebe.

Heute

Heute lebe ich in der Nähe von Frankfurt und meine ständigen Begleiter sind Nele, Amy und Sasha. Meine Zwergenbande. Wer hier liest kennt sie und auch ihre Geschichten. Als Hundetrainer arbeite ich heute nur noch sehr selten. Meine Gesundheit lässt es leider nicht mehr zu.
Aber ein Leben ohne Hund oder Hunde wird es bis an mein Lebensende nicht geben, dazu liebe ich sie alle zu sehr.

Ich hoffe, euch nicht allzu sehr gelangweilt zu haben, aber ich dachte, vielleicht würde es euch auch mal interessieren, wie ich “auf den Hund” gekommen bin.
Ich würde mich sehr freuen, wenn auch der eine oder andere von euch hier mal die Geschichte seines Hundes und wie dieser zu ihm kam erzählen möchte. Also schreibt was das Zeug hält, ich bin schon sehr gespannt.

Über Carola 76 Artikel
Carola war über viele Jahre Inhaberin einer Hundeschule und konnte ihr breit gefächertes Wissen an Frauchen und Herrchen bringen. Auch sie wird ihren ausgezeichneten Bildungsstand bezüglich der Psyche der Hunde erweitern, indem sie sich in Kürze zur Verhaltenstherapeutin für Hunde weiterbildet. Sie ist Verfasserin der meisten Artikel, die sich mit der Erziehung oder der Psyche des Hundes befassen.

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