Alles falsch gemacht, Teil 1

Wir Hundebesitzer sind ja fast alle gleich. Da ist unser Herzensfreund Hund und natürlich möchten wir ihn hätscheln und tätscheln, lieben und geliebt werden. Klar, geht mir auch nicht anders mit meinen drei süßen Mäusen. Wenn ich mich nun aber nur auf “hätscheln und tätscheln” und viel Liebe verlasse, wird das nicht unbedingt zum Gehorsam meiner Hunde betragen. Gerade in der Mehrlingshaltung von Hunden, muss ich besonders wachsam und die Hunde noch mal ein “Ticken” mehr erzogen sein wie bei der Haltung von nur einem Hund. Keinesfalls darf ich das energiegeladene Verhalten eines kleines Rudels unterschätzen.

Was habe ich falsch gemacht?

Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Hund. Im zarten Alter von 18 hatte ich meine erste eigene Wohnung, niemand war mehr da der mir etwas verbieten konnte und eine meiner ersten Handlungen war die Anschaffung eines Hundes aus dem Berliner Tierheim. Charly war 7 Monate alt unglaublich süß und “Kraft meiner Wassersuppe” fühlte ich mich mental stark genug, diesem “wuseligen, aufgeregten” Hundekind Herr zu werden. Wenn er erst einmal merkt, dass ich ihn gaaanz dolle lieb habe, wird er mein bester Freund und mir überall hin folgen wollen. Gemeinsam werden wir tolle Abenteuer erleben!
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass das gründlich in die Hose ging. Charly liebte mich schon und ich auch ihn, aber irgendwie wurde das mit der Liebe zu ihm immer schwerer.
Er konnte nicht allein bleiben, bellte und jaulte die ganze Nachbarschaft zusammen, machte unglaublich viel kaputt, und verrichtete sein Geschäfte, während meiner Abwesenheit unbekümmert in der Wohnung. So ging das nicht weiter. Da ich keine Ahnung hatte, was ich denn falsch mache, überlegte ich ernsthaft den Hund wieder abzugeben, auch wenn mir das das Herz brechen würde. Ich verstand einfach nicht, warum er so war, dennoch musste ich ja arbeiten gehen und bei anderen Leuten funktionierte das doch auch.

Erste Hundeschule

Nach längerem Überlegen und “nicht fertig bringen” ihn zurück zu bringen, entschloss ich mich eine Hundeschule aufzusuchen, um ihm “Manieren” beizubringen.
Mir gefiel der Ton gegenüber den Hunden in der Hundeschule überhaupt nicht, dachte aber zunächst, dass das wohl so sein muss. Aber Charly veränderte sich, aber nicht zum positiven.
Ja, er ging nun perfekt bei Fuß, machte Sitz und Platz, wenn ich das wollte, aber er wirkte irgendwie traurig und lustlos. Das Verhalten Zuhause hat sich auch nicht gebessert.
Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen.

Bücher und Seminare

Also begann ich mir Bücher über alternative Hundeerziehung zu kaufen. Ich las ein Buch nach dem anderen und begriff so langsam, wie ich mit einem Hund arbeiten muss, er aber auch Spaß dabei hat. Wir kamen der Sache langsam näher und jetzt wurde mir auch klar, warum sich Charly so benahm, wenn ich nicht Zuhause war. Auch das Problem mit der “Sauberkeit” bekamen wir gemeinsam in den Griff.
Es dauerte alles ein Weile, bis wir da waren, wo ich mich zu Beginn unserer Zweisamkeit hin geträumt hatte. Allerdings war Charly nun schon fast vier Jahre alt.
Auch Seminare zur Hundehaltung und sinnvoller Hundeerziehung begann ich zu besuchen. Mit immer Freude wandte ich das neu gelernte an meinem (inzwischen Musterhund) Charly an.
Und es funktionierte, ich war begeistert und liebte meinen süßen Racker unendlich für seine Geduld mit mir, denn nicht er hatte die Fehler gemacht. Sein Verhalten war der Spiegel meiner Unwissenheit, wie ein Hund tickt und wie er mit Leichtigkeit alles erlernen möchte, wenn man nur die einfachsten Regeln beachtet.

Fazit

Ich bin heute froh und auch dankbar, dass ich meinen Charly hatte. Er war es, der mir gezeigt hat, dass ich keine Ahnung hatte was so ein Hundekind und auch ein erwachsender Hund braucht.
Wir waren beide über das Verhalten des anderen genervt, wie hätte da eine harmonische Zweisamkeit entstehen sollen.
Danke mein Schatz, dass du mir die Augen geöffnet hast.

Über Carola 76 Artikel
Carola war über viele Jahre Inhaberin einer Hundeschule und konnte ihr breit gefächertes Wissen an Frauchen und Herrchen bringen. Auch sie wird ihren ausgezeichneten Bildungsstand bezüglich der Psyche der Hunde erweitern, indem sie sich in Kürze zur Verhaltenstherapeutin für Hunde weiterbildet. Sie ist Verfasserin der meisten Artikel, die sich mit der Erziehung oder der Psyche des Hundes befassen.

3 Kommentare zu Alles falsch gemacht, Teil 1

  1. Schöne Geschichte- die auch mir Mut macht.
    Kannst du mir vll genauer erklären was du gemacht hast / geändert hast und wie genau du vorgegangen bist? Das wäre sehr sehr lieb!
    Maria

    • Hallo Maria,

      das ist gar nicht so schwer wie man denkt. Das wichtigste ist tatsächlich die Bindung zwischen Mensch und Hund/en. Die schaffst du nur, wenn du mit deinem/n Hund/en ständig interagierst. Ich quatsche sogar mit meinen Mädels, wenn ich am PC sitze und arbeite (wenn’s die Konzentration zulässt) und die Drei hängen an meinen Lippen, obwohl sie das sicher nicht verstehen, was ich da so alles zu ihnen sage. Aber dieses “immer beieinander sein”, auch wenn man es gerade nicht ist stärkt die Bindung enorm. Und wenn die Bindung stimmt ist alles ganz leicht, das ist wirklich so. Und natürlich müssen Hunde ausgelastete sein. Die Bindung und die Auslastung stehen im Vordergrund. Ist beides erfüllt, macht/machen dein/e Hund/e genau das, was du möchtest, sprich sie lassen sich wirklich einfach erziehen und trainieren.
      Vielleicht magst du mir ja mal mehr erzählen und um was es genau geht bei dir. Wenn ich mehr weiß könnte ich dir vielleicht ein paar Tipps geben.

      LG Carola

  2. Danke für die wirklich schöne Geschichte mit Happy End. Ich glaube so geht es vielen, mit dem ersten Hund, vor allem wenn man noch jünger ist.
    War die beste Entscheidung ihn nicht wegzugeben.
    LG 🙂

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