Wolfskralle beim Hund – ein Überbleibsel?

die Wolfskralle in all ihrer Schönheit

Was ist das eigentlich – die Wolfskralle beim Hund, die auch gelegentlich Afterkralle genannt wird?  Zwangsläufig denkt jeder zuerst an ein Überbleibsel aus der Zeit, als unsere Hunde noch Wölfe waren. Da sind wir jedoch einem Irrtum aufgesessen, denn der Wolf hat so eine zusätzliche Zehe gar nicht. 

Was ist eine Wolfskralle?

Nur wenige Hunde sind mit einer Wolfskralle ausgestattet und bei einigen Rassen gehören sie sogar zum FCI-Standard. Soll heißen, sie sind ein gewolltes Rassenmerkmal. So zum Beispiel beim Berger de Brie, beim Beauceron oder beim Kuvasz, hier sind sogar zwei Wolfskrallen verlangt. Also eine fünfte und eine sechste Zehe. Bei kleineren Rassen kommen eine oder gar zwei Wolfskrallen deutlich seltener vor, wie bei großen Rassen.Die Zehen bei Hunden sind vergleichbar mit unseren Fingern. Die fünfte Kralle, eben diese Wolfskralle, ist also quasi der Daumen des Hundes, oder auch mit dem großen Zeh vergleichbar.
An den Vorderläufen sind sie bei jedem Hund angelegt und im Normalfall sind sie problemlos.

auch hier sehr gut zu sehen
Auch hier sehr gut zu sehen

Nun haben aber Hunde nur vier Ballen, sprich die fünfte oder sechste Kralle berührt also nicht den Boden. Somit können sich diese Krallen nicht ablaufen. Sie sollten also bei jeder Krallenkürzung (wenn erforderlich) mit gekürzt werden bzw. im Abstand von sechs bis acht Wochen regelmäßig gestutzt werden.

Mut? Kraft?
Mut? Kraft? Stärke? Angsthase mit extrem dünnen Beinchen trifft es wohl eher

Bei den Afterkrallen sind zusätzlich gelenkig verbundene oder nicht gelenkig verbundene zu unterscheiden. Letztere bergen oftmals ein Verletzungsrisiko, denn sie baumeln quasi lose an den Hinterläufen herum.

Unsere Amy hatte auch an beiden Hinterläufen Afterkrallen herumhängen. Sie waren nicht gelenkig verbunden und auf Grund ihrer extrem dünnen Beinchen bargen sie ein hohes Verletzungsrisiko. Unser Tierarzt empfahl uns sogar diese zu entfernen. Und er ist ansonsten ein strickter Gegner von sogenannten “Schönheitsoperationen”. Denn genau das ist, es laut unserem Tierschutzgesetz. Und damit kommen wir schon zum nächsten Punkt.

Ist es erlaubt, Wolfskrallen/Afterkrallen entfernen zu lassen?

Laut Tierschutzgesetz ist es das NICHT! Hier könnt ihr das Gesetz zum Schutz von Tieren, zum Thema “Schönheitsoperationen”, nachlesen. Es sei ausdrücklich von mir betont, dass ich ebenfalls ein absoluter Gegner von solch bekloppten Operationen bin. Wenn mir ein Hund ohne kupiertem Schwanz oder kupierten Ohren nicht gefällt….., dann schaffe ich ihn mir nicht an. Punkt. Es kann doch nicht sein, dass ich mir einen Hund so zurecht bastele, dass er MIR letztlich gefällt. Was ist das für ein Schwachsinn? …. Tschuldigung…. ich schweife ab, aber das ist so ein Thema, da könnt ich mich stundenlang aufregen.

Also zurück zu Amy’s Afterkrallen. Ja, also sie waren eine Gefahr für sie selber, aber auch für unseren zwei anderen Mäuse. Denn sie saßen sehr hoch und Amy spielt sehr körperbetont. Also drauf springen auf den vermeintlichen “Gegner” und so. Ihr kennt das ja, was soll ich da groß erklären. Also die Teile mussten weg. Wir haben damit aber gewartet bis zur sowieso anstehenden Kastration, so brauchte sie nur einmal eine Narkose.

Ach übrigens, es heißt in einem Sprichwort, dass Hunde welche mit Wolfskrallen ausgestattet sind mit besonderen Mut, besonderer Stärke und besonderer Kraft gesegnet sind.
Ja, und jetzt schau ich mir unsere Amy an: Irgend was kann da nicht stimmen. Mut? Kraft? Stärke? Hmmm, Amy schreit schon, wenn sie nur scharf angesehen wird. Jeder unsere Freunde war schon mehr als einmal zu tiefst erschrocken, wenn Amy zu schreien begann, nur weil ein fremder Hund ein wenig zu dicht an sie herankam.

Fazit

Wolfskrallen/Afterkrallen könne durchaus am Hund belassen werden, außer euer Tier-Doc sagt etwas Anderes. Wie schon erwähnt sind sie bei einigen Rassen sogar erwünscht. das wären sie wohl nicht, wenn grundsätzlich eine Gefährdung für den Hund besteht.

Schreibt uns, ob ihr auch schon Erfahrungen mit Wolfskrallen hattet oder habt und wie ihr zu dem Thema steht. Oder auch ganz allgemein zum Thema “Schönheitsoperation” am Hund.

Über Carola 76 Artikel
Carola war über viele Jahre Inhaberin einer Hundeschule und konnte ihr breit gefächertes Wissen an Frauchen und Herrchen bringen. Auch sie wird ihren ausgezeichneten Bildungsstand bezüglich der Psyche der Hunde erweitern, indem sie sich in Kürze zur Verhaltenstherapeutin für Hunde weiterbildet. Sie ist Verfasserin der meisten Artikel, die sich mit der Erziehung oder der Psyche des Hundes befassen.

14 Kommentare zu Wolfskralle beim Hund – ein Überbleibsel?

  1. Man sollte Gesetzestexte schon vollständig lesen! Das Verbot wird in TierSchG §6 (1) in mehreren Fällen aufgehoben bzw. eingeschränkt. Gerade TierSchG § 6 Absatz 1 Nummer 1a findet bei Wolfskrallen regelmäßig Anwendung aufgrund der möglichen Verletzungsgefahr sowie TierSchG § 6 Absatz 1 Nummer 1b beim Kupieren von Jagdhunden – was zum Ärger vieler Tierschützer wohl deutlich öfter im Sinne der “Schönheit” statt zum Wohle des Hundes passiert. Meine Jagdhunde hatten jedenfalls noch nie unter ihrer nicht kupierten Rute zu leiden…

    De facto sollte mit TierSchG §6 eigentlich nur das rein ästhetische Kupieren der Ohren und der Rute (bei Hunden) im Zuge der “Antikampfhundewelle” unterbunden werden, um Spinnern die Rassen (zusätzlich) unattraktiver zu machen. Daher auch der Zusatz 1a um z. B. das Entfernen der Wolfskrallen weiterhin straffrei zu ermöglichen. Denn eine (wenn auch je nachdem abstrakte) Verletzungsgefahr lässt sich fast immer feststellen. Bei den Ohren und der Rute dürfte das nur in Ausnahmefällen möglich sein, daher auch 1b um der Jagdlobby auf Kosten der Tiere ein Geschenk zu machen.

  2. Wir haben die Wolfskrallen hinten (beide) von unserem Labrador-Münsterländer am vorigen Donnerstag operativ entfernen lassen müssen. Sie wachsen sehr krumm und dann wieder in die Haut ein. Er läßt sich keine Krallen schneiden, die ersten Male haben wir das unter Narkose beim Tierarzt kürzen lassen, aber auf Dauer sind ihm keine ein bis zwei OP im Jahr zumutbar. Wir vermuten, dass in seinem vorherigen Zuhause die Krallen mal zu kurz geschnitten worden sind, seitdem hat er überhaupt arge Probleme einen an die Pfoten zu lassen, vor allem an die Hinterpfoten. Wir haben keinen anderen Ausweg gesehen und hoffen, dass alles gut verheilt.

    • Hallo Rita
      Normalerweise ist das Entfernen der hinteren Krallen kein Problem und man sieht das auch nach Verheilung gar nicht mehr. Unsere haben auch alle drei Probleme mit dem Kürzen ihrer Krallen. Wir machen es nicht mit einer Krallenzange, wir feilen ihnen die Krallen. Wir haben dazu eigens ein Nagelprofi-Set gekauft für künstliche Nägel. Eines der darin befindlichen Aufsätze ist für die Krallen unserer Hunde der Hit. Sie lassen es sich prima gefallen und bleiben während der Prozedur echt brav. Zusätzlicher Vorteil: die Krallen können nicht brechen, wie das gerne beim abknipsen der Fall ist.
      LG Carola

  3. Hallo, ich habe auch eine Hündin die die hinten auch die wolfskrallen hat und bis jetzt hatten wir damit auch noch nie Probleme . Entfernen lasse ich sie nur wenn es notwendig ist ansonsten bleiben sie dran .

    • Ja, wir hätten die Wolfskrallen bei Amy auch gerne drangelassen, doch sie blieb mit ihren Streichholzbeinchen und den weit abstehenden Krallen immer irgendwo hängen, deswegen riet uns der TA dringend zur Entfernung. Aber du hast schon recht, einfach so würde ich sie auch nie entfernen lassen, warum auch?

      LG

      Martina

  4. Dass die Entfernung einer Wolfskralle zu größeren Problemen führen könnte, haben wir nicht geahnt. Wir hätten unserem Hund die Leiden erspart. Unser Mischlingsrüde hat sowohl an den Vorderbeinen als auch an den Hinterbeinen jeweils eine Kralle zu viel. Zweimal hat er sich beim Spielen eine Zehe gebrochen. Fazit: Die Wolfskrallen an den Vorderfüßen müssen weg.
    Nach der OP gab es an beiden Füßen Entzündungen. Der Tierarzt war im Urlaub – also zum nächsten Tierarzt (Tierklinik). Dort meinte man, die Wolfskrallen wären nicht fachgerecht entfernt worden. Es gäbe noch Knochensplitter in beiden Füßen. Noch eine OP! Beide Füße sind komplett bandagiert und es geht ihm gar nicht gut. Und das alles noch bei Temperaturen um 35 Grad im Schatten und höher. Wir leben in Ungarn. Seit der 1. OP sind inzwischen 4 Wochen vergangen. Gestern war die 2. OP.

    • Hallo,

      das tut mir sehr leid zu hören! Doch das kann leider bei jedem Eingriff passieren. Wir drücken euch alle Pfoten und Daumen, dass es eurem Hund schnell wieder besser geht!

      LG

      Martina

      • Danke für die einfühlsame Antwort. Da unser Arzt wegen Urlaubsverlängerung nicht erreichbar war, sind wir zur Tierklinik gefahren. Nach eingehender Untersuchung das Fazit: Es sind Knochensplitter in beiden Vorderpfoten vorhanden. Die Erstoperation wurde nicht fachgerecht durchgeführt. Jetzt wurde er nochmals an beiden Pfoten operiert. Eine Pfote sieht schon ganz gut aus, die andere eitert noch. Speedy trägt dicke Verbände und ist total unglücklich. Denn wie der Name schon sagt, er liebt das Rennen. Seine Freundin Mascha (unsere Zweithündin) weiß gar nicht, was los ist. Sie liegt bei ihm, aber auf Distanz. Wir haben 35 Grad im Schatten und Speedy trägt “Winterstiefel”. Leider weiß ich nicht, wo und wie ich ein Foto hier hochladen kann.

    • Hallo Micha,

      vielen Dank für den Kommentar! Wenn Du Lust hast, schicke gerne ein Bild, dann veröffentliche ich es im Beitrag. Natürlich mit dem Hinweis auf Deinen Welpen und Dich!

      LG

      Martina

  5. Tja, was soll ich sagen. Unsere Maira hat diese Krallen auch. Die Eine ist fest am Knochen angewachsen und die Andere ist lose. Sie hatte bisher keine Probleme damit. Ab und zu werden sie gekürzt, aber nicht sehr oft. Unser Tierarzt hatte sich das auch angesehen, aber nicht für erforderlich gehalten sie zu entfernen. Daher wird das auch nicht gemacht. Ich muss ja nicht unnütz an meiner Maira rumschneiden lassen.

    • Hallo Jutta,

      Maira ist also auch besonders mutig, kräftig und besitzt ein hohes Maas an Stärke (hihi). Ich wusste das gar nicht, sonst hätte ich Dich um Bilder gebeten. War nicht so einfach jemanden zu finden, dessen Hund das hat. Bei Amy haben wir das damals nicht fotografiert. Sasha hat keine, deswegen wär ich jetzt nicht auf Maira gekommen. Aber wie Du schon selber sagst, wenn die keine Probleme machen, dran lassen. Hätten wir bei Amy auch, aber der Doc sagte: “zu gefährlich”, sie könnte überall damit hängen bleiben”! Wenn Du magst, kannst Du mir ja trotzdem mal ein Bild von ihren Exemplaren senden, dann kann ich sie noch mit einbauen.

      LG Carola

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