Was darf mein Hund an der Hundeleine?

Wir haben das Glück, den Taunus direkt vor der Haustüre zu haben. Also die drei Hündchen an die Hundeleine, raus aus dem Haus, rein in den Wald und Leinen los. Das geht übrigens nur, weil unsere Hunde aufs Wort bei Zuruf zu uns eilen und auf den Wegen bleiben. Kommt uns jemand entgegen, werden die Hunde natürlich gerufen und angeleint. Stichwort “Angeleint”: Ich arbeitete früher viel mit Hunden beziehungsweise deren Frauchen und Herrchen. Meist kristallisierte sich beim Erstkontakt heraus, dass Bello an der Leine zieht, nicht an der Hundeleine läuft oder sonstwas mit der Leine veranstaltet. Dabei ist es eigentlich ganz einfach – meiner Meinung nach – die Sache mit der Hundeleine….

Zu jedem Anlass das richtige Equipment.
Zu jedem Anlass das richtige Equipment.

Für was ist sie eigentlich gut, die Hundeleine? Und was darf und soll mein Hund angeleint tun? Führe ich meinen Hunde richtig? Oder ist es egal wie ich die Leine einsetze, Hauptsache mein Hund ist angeleint? Es gibt einiges, was meine Hunde an der Leine nicht dürfen. Zudem benutze ich für verschiedene Situationen verschiedene Leinen.

Die Hundeleine – aller Anfang ist schwer….

Für jeden meiner Hunde war Halsband und Leine erst einmal etwas Befremdliches. Keiner von ihnen war je zuvor angeleint und musste erstmal lernen das Prozedere des Anleinen zu akzeptieren. Wenn sie soweit waren, ging es an die Feinarbeit. Mein Hund muss erlernen, was ich ihm an der Leine erlaube und was nicht. Das schreibt sich so leicht, aber es ist Arbeit, bei dem einen mehr mehr, bei dem anderen weniger.

Nele fand ihre Leine nur doof.
Nele fand ihre Leine nur doof.

Das Anleinen

Nele fand die Leine nur doof und wollte erstmal nix von der blöden Form des Angebundenseins wissen. Angeleint wurde sie ins Freie verbracht und da saß sie nun und wollte sich kein Stück bewegen. Es dauerte, bis ich sie soweit hatte, dass sie sich zumindest mal in Bewegung setzte.

Irgendwann – relativ schnell – wird sich jeder Hund an das “blöde Ding” gewöhnen. Mit ein wenig Duzi-Duzi und vielen Leckerlis ging es auch bei Nele fix. Akzeptiert mein Junghund Halsband oder Geschirr und Leine, geht es normalerweise an das “Feintuning”.

Ausnahme – natürlich, wie kann es anders sein, Nele: Das kleine Hundekind war zu keinem Zeitpunkt ein “Zieh-Hund”. Von dem Moment an als sie das Anleinen als ok betrachtete, lief sie so mustergültig, als hätte sie nie etwas anderes getan. Deswegen entfiel bei ihr die Feinarbeit mit der Hundeleine. Nele ist eben ein Musterhund.

Das sah bei dem spanischen Zickenhund Amy schon ganz anders aus. Zwar gewöhnte sie sich schnell an den Zustand angeleint zu werden, aber ihrer Meinung nach war es klar, dass sie Richtung und Tempo vorgab.

Nix da Amy, so will ich das nicht. An der Leine gebe ich die Richtung vor und ich bestimme das Tempo. Ähnlich sah es bei Sasha aus. Auch sie musste erst lernen, wie ich das Thema Leine für sie begreife.

 

Zum Üben trug Sasha auch mal in der Wohnung ihr Geschirr.
Zum Üben trug Sasha auch mal in der Wohnung ihr Geschirr.

Warum ist es mir die Leine wichtig?

Wie empfindet mein Hund seine Leine? In einer guten Beziehung zwischen Mensch und Hund, wird der Hund die Leine als etwas Vertrautes annehmen. Die Leine hat eine direkte Verbindung mit seinem Menschen, was dem Hund eine gewisse Sicherheit vermittelt. Die Leine soll meinem Hund außer Sicherheit auch einen gewissen Schutz bieten.

Deshalb finde ich es wichtig den Radius der Freiheit an der Leine zu minimieren. Mein Hund darf aus diesem Radius nicht raus und im Gegenzug achte ich darauf, dass kein anderer Hund in ihren “Schutz-Radius” eindringt.

Ich bin der Meinung, dass es für meinen Hund wichtig ist, zu erlernen wie er sich anderen Menschen und Hunden gegenüber zu verhalten hat und dazu benötige ich zwingend den Einsatz einer Leine. Wenn ich meinem Hund nicht das richtige Verhalten an der Leine vermittele, wird er kein Vertrauen in meine Fähigkeiten aufbauen. Es wird ihn eher dazu verleiten, selbst Entscheidungen zu treffen. Das wäre jedoch nicht in meinem Sinne.

Erste soziale Kontakte, aber nicht angeleint.
Erste soziale Kontakte, aber nicht angeleint.

Ohne Leine gleich ohne Problem?

Nein! Alles was mein Hund erlernt, erlernt er mittels einer Hundeleine. Wie soll ich meinem Hund beibringen, dass er bei Zuruf zu mir kommt? Wenn er das nicht erlernt hat, weiß er doch gar nicht was es heißt, wenn ich ihn rufe. Und er weiß nicht, dass ich meine, dass er sofort kommen muss. Das kann ich nur mit einem Schleppleinen-Training erreichen. Keiner meiner Hunde wurde aus der Schleppleine entlassen bevor er nicht zu hundert Prozent auf Zuruf reagiert. Das Resultat: Alle drei lassen beim Freilauf alles stehen und liegen und kommen im Eiltempo angerast.

Unsere gemeinsamen Aktivitäten beinhalten auch, dass meine Hunde frei laufen dürfen. Es ist wichtig für die Bewegung meiner Hunde, so haben sie die Möglichkeit miteinander zu raufen, zu rennen und auch mal ein Schlammbad zu nehmen. So muss Hund! Aber ohne grundlegendes Wissen wie sie sich verhalten sollen wäre das eben nicht möglich.

Geliebte, ungeliebte Flexileine

Für viele ist sie ein Allheilmittel in der Führung ihres Hundes. Der Hund hört nicht, also muss er an der Leine bleiben und damit er sich mehr bewegen kann, greift man zur Flexileine. 

Auch ich nutze für meine Hunde die Flexileine, wie man hier in dem Artikel nachlesen kann. Allerdings nicht zu einem Spaziergang oder einer Wanderung. Ich gebrauche sie, wenn ich mit meinen drei Mäusen hier vor der Haustür ins “kleine Wäldchen” gehe, damit sie sich erleichtern.

Auf unserer Anlage leben sehr viele Hunde, deshalb ist es mir wichtig, meine Hunde hier anzuleinen. Nicht alle Hunde aus der Nachbarschaft sind gut erzogen und zudem möchte ich von vornherein eventuellen Reibereien aus dem Wege gehen.

So lebe ich ruhiger. Hier verhilft die Flexileine meinen Hunden sich dort zu entleeren, wo sie es gerne möchten. Sie haben den vollen Radius von 5 Metern zur Verfügung.

Ich bin kein Liebhaber dieser Hundeleine, doch manchmal geht es nicht anders.
Ich bin kein Liebhaber dieser Hundeleine, doch manchmal geht es nicht anders.

Hundeleine und soziale Kontakte zu anderen Hunden

Das passt und gehört nicht zusammen! Wenn mein Hund angeleint ist lasse ich keine “sozialen Kontakte” mit anderen Hunden zu. Ich tausche mich mit dem näher kommenden Frauchen oder Herrchen aus, ob die Hunde mit anderen gut tun und sie gegebenenfalls ableine. Das ist dann ok.

Leider erlebe ich es immer wieder, dass andere Hunde bei Begegnungen mit meinen Hunden nicht angeleint sind. Immer wenn ich sehe, dass mir jemand mit Hund entgegen kommt, leine ich meine Drei sofort an.

Schließlich weiß ich nicht wie die anderen Hunde ticken. Wie gesagt, nicht jeder Hund ist gut erzogen. Ich habe dann die undankbare Aufgabe, die fremden Hunde aus dem Schutz-Radius meiner Hunde fern zu halten. Mir ist es einmal passiert, dass ein Hund meine drei Mini-Hunde “angriff”. Das möchte ich nicht nochmals erleben.

Wenn ich nämlich meine Hunde nicht “beschützen” kann, könnte dies das gewonnene Vertrauen meiner Hunde negativ beeinträchtigen.

Nele zum Beispiel will sofort angeleint werden, wenn sie andere Hunde sieht. Das zeigt mir, dass sie sich von mir geschützt und in Sicherheit fühlt. Auch Amy springt mir ins Halsband, wenn ich sie mit den Worten “komm anziehen” rufe. Sasha macht gleich “Sitz”, weil sie weiß, dass nach dem “Kommen” und sofortigen “Sitz” ein Leckerli folgt. Und Sashi-Spatz tut für ein Leckerli alles.

Solch eine Situation kann böse enden.
Solch eine Situation kann böse enden.

Hundeleinen los in Hundeparks

Ganz schlimm finde ich oft Situationen in den Hunde-Freiläufen einiger Parks. Hier stoßen Hunde, von gut erzogen bis überhaupt nicht erzogen, aufeinander. Große Hunde rennen kleinen Hunden hinterher, ältere Hunde werden von jungen Hunden überrannt und überforderte Hundehalter versuchen sich einzuklinken indem sie schreiend nach ihrem Hund rufen.
Ich kann nicht verstehen, wie jemand, wissentlich dass sein Hund auf Zuruf nicht hört, diesen einfach ableint. Es kann gar nichts anderes als ein chaotisches Gehetze dabei herauskommen.

Noch schlimmer: Unwissende Hundehalter werfen ihren Hunden Stöckchen oder womöglich noch Leckerlis zu, um sich aktiv in das Spiel ihres Hundes einzubringen. Die anderen Hunde könnten das ebenfalls als Aufforderung zum Mitspielen verstehen, und schon haben wir unter Umständen eine feine Rauferei angezettelt. Resultat: Komplett überforderte Hunde, die völlig gestresst sind und voller Panik auf der Flucht sind.
Kopfschüttelnd verlasse ich bei solch einem Chaos sofort das Feld mit meinen drei kleinen Hunden.  Aaaaber – das ist zum Glück nicht immer so. Meistens funktioniert das Zusammensein auf den Freilaufwiesen einwandfrei. Es ist eben wie so oft, Einzelne wissen sich nicht zu benehmen…..

Wir haben großes Glück, dass wir hier viele Hundebesitzer kennen und fast täglich gemeinsam unsere Runden drehen. Da kann es schon mal sein, dass wir bis zu 15 oder 16 Hunde dabei haben. Aber jeder in unserer Gruppe weiß, wie sein Hund tickt und wie die “fremden” Hunde ticken. Wir kennen uns, die Hunde kennen sich und jeder kennt auch die Hunde aus der Gruppe. Es besteht auch gar kein Problem, mal einen “fremden” Hund zu korrigieren, da sind wir uns alle einig.

Sie haben kein Problem mit ihrer Leine.
Sie haben kein Problem mit ihrer Hundeleine.

Ein letztes Wort

Der eine oder andere von euch denkt jetzt vielleicht: “oh Gott, die armen Hunde dürfen ja gar nichts”!
Nein, so ist das nicht! Ich toleriere artgerechtes Verhalten meiner Hunde, solange es im Rahmen bleibt. Es kommt immer drauf an, um was es geht. Die dürfen sich auch ungesühnt anzicken oder was auch immer. Alles was unter uns bleibt.
Nur wenn fremde Hunde, die sich nicht an der Hundeleine zu benehmen wissen,  unsere Laufbahn durchkreuzen, muss ich mich auf sie und sie sich auf mich, verlassen können. Das sind die Gründe, für was ich eine Hundeleine einsetze und auch deren Gebrauch wichtig finde. Eigentlich ist es ein tolles Instrument zur Erziehung und dient nicht nur dazu, einen Hund Gassi zu führen. Wie seht ihr das? freue mich auf Kommentare, wie ihr die Hundeleine benutzt!

Über Carola 76 Artikel
Carola war über viele Jahre Inhaberin einer Hundeschule und konnte ihr breit gefächertes Wissen an Frauchen und Herrchen bringen. Auch sie wird ihren ausgezeichneten Bildungsstand bezüglich der Psyche der Hunde erweitern, indem sie sich in Kürze zur Verhaltenstherapeutin für Hunde weiterbildet. Sie ist Verfasserin der meisten Artikel, die sich mit der Erziehung oder der Psyche des Hundes befassen.

2 Kommentare zu Was darf mein Hund an der Hundeleine?

  1. Danke für diesen Beitrag darüber, wie sich Hunde an der Leine verhalten sollten. Wir haben seit kurzem einen Labradorwelpen und wollen mit diesem bald weiter spazieren gehen, als nur bis zum Garten. Eine Hundeleine zu kaufen war schon nicht so einfach. Guter Hinweis, dass der Hund zwar aus seinem Radius nicht raus darf, im Gegenzug aber darauf geachtet wird, dass kein anderer Hund in seinen Schutz-Radius eindringt.

  2. Ich lasse meinen Hund eigentlich immer frei laufen, weil er perfekt auf mich hört. Außer wenn ich mit ihm öffentliche Verkehrsmittel benutze, leine ich ihn an, damit kein unnötiger stress entsteht.
    In Zukunft werde ich das bei “sozialen Kontakten” aber denke ich auch so machen wie ihr. Danke für den Tipp!

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