Amy ist eine kleine Spanierin, deren Launen unfassbar “menschlich” sind. Mehr aus Zufall handelt es sich bei der zickigen Hundedame um einen Rassehund…..Der Ratero (oder Ratonero – Ratanero) ist eine kleine Hunderasse – aber sie hat es faustdick hinter den Ohren, um mal eine Floskel zu benutzen. Diese kleine und agile Hunderasse ist spanischen Ursprungs, doch leider nicht als eigenständige Rasse von der FCI anerkannt. Wer mehr von der ziemlich zickigen Hundedame lesen möchte, geht hier entlang.
Unsere Amy ist so ein Rattler und aus diesem Grund nehmen wir diese Rasse in unserem Hundeblog heute mal unter die Lupe.
Viele verschiedene Begriffe stehen für diesen kleinen Hund zur Verfügung. Vom Rattler über Ratonero – Ratanero bis hin zum Ratero ist alles möglich. Zudem unterscheidet man auch noch an Hand seiner Herkunft über seine spezifische Bezeichnung. Da gibt es also den Ratonero – Ratanero Bodeguero Andaluz oder auch den Ratonero – Ratanero Mallorquin. Das macht es nicht einfach die richtige Kennung des einzelnen Exemplars herauszufinden. Ein Grund mehr diese Rasse in unserem Hundeblog zu thematisieren.
Der Ratonero – Ratanero Mallorquín
Wie es der “Nachname” schon erahnen lässt, stammt diese Rasse aus Mallorca, genaue Übersetzung: “Mallorquiner Rattenfänger”!
Somit steht für Hundeliebhaber allgemein oder Ratonero-Fans im Speziellen schon mal endgültig fest – Mallorca hat deutlich mehr zu bieten als Sonne, Strand und Ballermann. Aber wer nur ein einziges Mal auf dieser zauberhaften Insel war, weiß das eh.
Der Ratero ist die kleinste Rasse der spanischen Insel. Zumindest körperlich. Im Herzen ist er ein ganz Großer. Da spielt es keine Rolle, dass er selten über 40 Zentimeter hinaus wächst. Seine langen Beine erinnern ein wenig an Streichhölzer, doch wer einmal gesehen haben, welches Feuer tempo-mäßig mit diesen dünnen Beinchen entfachbar ist, stellt sich unwillkürlich die Frage, woher dieses kleine, filigrane Tierchen diesen Schub nimmt?
In dem eleganten und zierlichen Hundekörper steckt pure Energie. Obwohl die Rateros sehr anpassungsfähig sind, reicht es ihnen nicht, auf dem Sofa als „Guck mal, wie süß“ zu sitzen. Ein Ca Rater Mallorquí (katalanisch) möchte etwas erleben und steht nichts an, sorgt er selbst für die Abwechslung.
Das Exterieur des Ratonero – Ratanero Mallorquin
Der Ratanero erreicht im Schnitt eine Schulterhöhe von 29 – 40 Zentimetern. Mit einem Gewicht von 3 – 6 Kilo sind es echte Leichtgewichte. Während Rüden meist einen quadratischen Körperbau haben, weisen Hündinnen einen etwas längeren Rücken auf, also eher im Rechteckformat. Der Kopf ist länglich und läuft spitz zu. Die Stehohren bilden ein harmonisches Dreieck und so mancher Ratonero ist in der Lage, seine Ohren ein scheinbares Eigenleben führen zu lassen – zumindest sieht es so aus. Ein Blick in die intelligenten Augen genügt, um das freundliche Wesen auf Anhieb zu erkennen. Die kleine Nase weist die gleiche Färbung wie das Fell an dieser Stelle auf. Sein Kopf passt proportional harmonisch zum Körper. Alles an diesem Hund wirkt fein und zierlich. Schaut man aber etwas genauer hin, zeichnen sich unter der sehr feinen und eng anliegenden Haut und dem kurzem, feinen Fell, kräftige Muskeln ab. Ein gesunder Rattler hat einen gut proportionierten Körper und natürlich trägt er eine Rute. Über das sinnlose Unterfangen, Tiere zu „kupieren“, wie es so nett ausgedrückt wird, möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen.
Das Wesen des kleinen Hundes
Der Ca Rater Mallorquí ist quietschfidel und äußerst temperamentvoll. Er ist sehr gesellig und möchte dabei sein.
Immer! Überall!
Er ist der Typ Hund, der euch nach stundenlangem Spazieren-Rennen erwartungsvoll anblitzt und auf das nächste Highlight wartet, während ihr von euren Füßen angebrüllt werdet und das Sofa laut nach euch ruft.
Warum Ratonero – Ratanero oder gar Rattler?
Wenn man sich das Wort “Rattler” mal so über die Zunge rollen lässt, fällt einem schon der gewisser Wortbezug zu Ratten auf. Und genau hier finden wir die Namensgebung dieser Rasse. Ursprünglich diente er nämlich zur “Reinhaltung” von Ratten und Mäusen in Lagerhallen, Stallungen und auf Höfen. Auch heute noch wird er für diese Arbeiten um “Rat gebeten”.
Der Rattler ist kein Kläffer – sofern er erzogen wurde – aber er passt auf. Er wird bis zum heutigen Tag in Spanien gerne als Wachhund eingesetzt, denn er „riecht“ Besucher bereits, wenn diese noch nicht einmal wissen, dass sie gleich zu Besuchern werden.
Fremden gegenüber entwickeln die meisten Rateros eine gewisse Scheu. Sie sind zwar neugierig, doch so einfach angefasst werden möchten sie nicht. Zu „ihren“ Menschen entwickeln die Hunde eine sehr tiefe und sehr innige Bindung, die jedoch erst wachsen muss und das kann etwas dauern (bei Amy etwa 1 1/2 Jahre). Der unumgängliche Weg der Erziehung ist nicht allzu schwer, aber Vorsicht: der Ratonero – Ratanero ist zu klug, um kleinste Inkonsequenzen nicht sofort auszunutzen. Heute hüh und morgen hott, das ist die sicherste Methode, dass sich der kleine Spanier zu einer Zumutung entwickelt. Allerdings stets mit diesem spitzbübischen Ausdruck im Gesicht, dieses „Ich? – Nein, ich war das nicht“.
Ratonero – Ratanero Bodeguero Andaluz
Auch hier gilt: “Nachname gleich Herkunft”. Folglich stammt dieser Rattler aus Andalusien. Auch dieser kleine Hund ist nicht als eigenständige Rasse vom FCI anerkannt.
Die deutsche Übersetzung des Rassenamens lautet: “Andalusischer Weinkeller-Rattenfänger“!
Da habe wir doch schon die erste Gemeinsamkeit. Vermutlich stammt diese Rasse von kleinen Terriern ab (wie etwa der Jack-Russel-Terrier), die einst nach Spanien verbracht wurden und sich später mit einheimischen Hunden gepaart haben. Die “Einheimischen” waren von je her zuständig Häfen, Keller, Lagerhallen und Ähnliches von Ratten und Mäusen freizuhalten. So entstand diese Rasse, die ebenfalls bis heute für genau diese Tätigkeiten gerne eingesetzt wird. Darüber hinaus wird er aber auch gerne als Familien- oder Wachhund gehalten. Auch er kläfft nicht einfach nur rum, ebenso wie sein Mallorquinischer Kollege, passt er aber sehr gut auf. Dieses Merkmal zeichnet beide Rassen, aufgrund ihrer extremen Wachsamkeit in ihrer Tätigkeit als “Schädlingsbekämpfer” aus.
Das Exterieur des Ratonero – Ratanero Bodeguero Andaluz
Er kommt etwas größer daher wie sein Kollege aus Mallorca. Mit bis zu 43 cm Schulterhöhe und etwa 7-8 kg Gewicht ist aber auch er eher ein Leichtgewicht. Jedoch ist sein Kopf im Verhältnis zum Körper nicht ganz so harmonisch angepasst wie der seines Kollegen. Sein Kopf ist eher als schmal und zierlich zu bezeichnen. Sein Körperbau dagegen ist auffallend muskulös. Hals und Brust treten kräftig hervor und der Hund steht auf lang ausgestreckten und kräftigen Beinen. Auch dieser Geselle wird mit “normaler” Rute geboren, welche dann gerne (furchtbar) auf 1/4 kupiert wird.
Er hat etwas Verträumtes in den Augen von dem man sich allerdings nicht täuschen lassen sollte. Denn auch dieses Exemplar ist kein “Kind von Traurigkeit”.
Meist ist sein Fell weiß mit schwarzen oder braunen Abzeichen, seine Ohren sind ebenfalls dreieckig jedoch nach vorn geklappt, wie bei Terriern üblich.
Das Wesen des kleinen Hundes
Auch der andalusische Rattenfänger ist ein freundlicher Geselle, wenn auch nicht ganz so verspielt wie sein Mallorquinischer Kollege. Als Familienhund eignet er sich hervorragend, denn er ist sehr anpassungsfähig und wird seine Familie über alles lieben und beschützen. Das er kaum bellt hatte ich ja bereits erwähnt, dafür aber jammert er gerne ein wenig. Eine Eigenschaft mit der unsere Amy auch behaftet ist, obwohl sie ein Mallorquiner ist. “Jammern” ist ihr zweiter Vorname!
Amy – ein waschechter Rattler
Amy scheint sich die Rassebschreibungen der Rateros ganz genau durchgelesen zu haben, denn sie ist ein Ratero wie aus dem Bilderbuch, mit ganz vielen Extras. Sie ist Diva, Schmuser, Temperamentsbolzen, Speedy Gonzales und einfach ein Schatz. Deswegen sind wir froh und glücklich, sie einst als zitterndes Bündel in Empfang genommen zu haben.
Abschließend sei noch erwähnt, dass die Klugheit dieser Tiere einfach phänomenal ist. Das können wir aus eigener Erfahrung nur bestätigen.
Guten Tag,
unseren Pedro haben wir im Alter von 3 Jahren von der Organisation “Sonnenhunde”, die auf Mallorca Straßenhunde rettet, bekommen, und in seinem Pass steht “Ratonero”. Vom Aussehen und Wesen her trifft alles auf ihn zu, was vom “Rater Mallorquin” berichtet wurde. Allerdings ist er nicht nur schier unermüdlich lauf- und spielfreudig, sondern versteht es auch ausgiebig zu entspannen (z.B. wenn er im Yogakurs mit dabei ist, befindet er sich 90 Minuten lang in der Endentspannung…) und mit uns zu schmusen. Besuch wird freudig und ohne Gebell empfangen. Nur bei unbekannten Geräuschen schlägt er an, ansonsten ist er ein eher stiller Hund, der sich mit den meisten seiner Artgenossen, ob klein oder groß, gut versteht. Er ist sehr anhänglich, ein echter Teamplayer, der nur manchmal – z.B. wenn ihn der Jagdtrieb packt – seinen eigenen Kopf durchsetzt. Wir empfinden es als großes Glück, dass wir ihn vor rund 2 1/2 Jahren (in einer Pflegefamilie in Wohnortnähe) gefunden haben und er sich sehr schnell für uns entschieden hat.
Viele Grüße
Sigrid Lemke-Westermeier
Hey Sigrid,
hört sich nach genau dem Familienmitglied an, das zu euch passt! Klingt auch sehr nach unserer Amy, die ist so ganz anders als andere Hunde – aber dennoch lieben wir sie natürlich über alles 🙂
LG und ein Extra-Streichler für den kleinen Spanier!
Martina
Guten Tag, vielen Dank für die liebevolle Erläuterung. Jetzt endlich weiß ich was “Kati ” für eine Rasse ist. In ihren Papieren die ch über die Hunderettung erhalten habe Stand Jack Russel. Viele Sprechen mich auch von sich aus an das es ein Parson Russel ist. Ich weiß es jetzt besser Dank Deines liebevollen Berichtes. Gruß Achim Wiegandt
Hallo Achim,
vielen Dank für deinen Kommentar. ja, der Ratero ist hier doch recht unbekannt. Wenn wir Leute treffen, denken die meist auch an einen Jack Russell.
LG
Martina
Hallo Birgit
hab bei Amazon Dein Buch bestellt…. es hätte bereits vorgestern kommen sollen.
Bin Inhaberin von 2 Ratero Mallorquín Mädels.
Die anspruchsvollsten ( und kleinsten) Hunde, die ich je hatte. (Vorher ua 15 Jahre ei einen Podenco Mix und 15 Jahre einen Bodeguero Andaluz, der auch nicht ganz einfach war.
Viele dank für dein blockbeitrag ,diese Rasse kannte ich noch nicht. Auch wenn deine Amy ein zicke ist ,sie ist ein Schönheit und dann darf man auch zickich sein . Ich wünsche euch noch viel Spaß und viele schöne Jahren mit ihr .
Liebe Grüße Gertie
Hi Gertie,
vielen Dank – stimmt, deswegen darf sie auch ungehemmt rumzicken.
LG
Martina
Es besteht ein gewisser Unterschied (im Verhalten) des Ratero Mallorquin und des Ca Ratero Bodeguero Andaluz (der übrigens größer und kräftiger ist als sein mallorquinischer Verwandter). Ich war – per Videosequenz (leider habe ich den Link nicht mehr) Zeugin einer Art “Gebrauchshundeprüfung” des Bodeguero Andaluz, nach der ich sagen würde, dass der Jagdtrieb des Ratero Mallorquin nicht annähernd an den seines Cousins vom Festland heranreicht. – Agnes de Villafranca, Autorin des Buches “Ratero Mallorquin – Ein Mittelmeerhund in Deutschland”
Hallo Birgit,
ja, das glaube ich gerne. Wobei ich denke, dass Amy kein waschechter Ratero Mallorquin ist, sie hat einen viel zu zierlichen Körperbau. Ein bisschen Windhund kann da durchaus auch mitspielen, denn Rennen ist ihre Leidenschaft. Zudem liebt sie Zerrspiele, was ja gerne mal terriertypisch ist. Falls du den Link nochmals findest, melde dich gerne – das würde mich sehr interessieren!
LG
Martina