Wer ist der Chef?

Es gibt viele Meinungen zum Thema “Wer ist der Chef?”, wenn man mit mehreren Hunden unter einem Dach lebt. Die einen meinen, dass die Hunde unter sich ausmachen müssen, wer denn nun der Chef ist, die anderen meinen, dass in jedem Fall der Mensch der Chef ist. Gerne begründe ich Euch auf unserem Hundeblog, warum ich letztere Meinung vertrete. 

Mädels, es kann immer nur einen Chef geben

Rivalitäten

In meinem Haushalt leben drei Hunde – ein Mini-Rudel. Wie in jedem “Rudel” kommt es zu Rivalitäten. Es wird um den Knochen gestritten, um einen bestimmten Schlafplatz oder einfach nur um die Streicheleinheiten, die wir gerade vergeben.

Wir nennen das auch gerne Eifersucht untereinander, wobei das bei uns hauptsächlich auf Amy und Sasha zutrifft. Nele hält sich aus allem raus (Energieverschwendung).

Es gibt auch zur Eifersucht verschiedene Ansichten. Die einen meinen, dass es diese Art von Eifersucht gar nicht gibt, weil Hunde derartig komplexe Überlegungen gar nicht anstellen können.

Das sehe ich entschieden anders, denn Hunde können sehr wohl komplexe Überlegungen anstellen.

Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Sasha liegt in ihrem Hundekörbchen neben mir auf dem Sofa. Amy möchte jetzt aber dort liegen. Was passiert? Amy schnappt sich ihr Lieblingsspielzeug. Aufgeregt wirft sie es hoch, hin und her. Dabei schielt sie immer mit einem Auge Richtung Sasha, die das Geschehen interessiert verfolgt. Irgendwann lässt sich Sasha zu dem vermeintlichen Spiel locken und springt aus ihrem Hundekörbchen raus, um mit Amy zu spielen.

Und nun? Zack – Amy liegt jetzt auf dem Platz, den eben noch Sasha innehatte. Sie wollte zu keinem Zeitpunkt spielen. Sie wollte lediglich den Platz einnehmen. Das ist ein logischer Zusammenhang, den sie allein erfasste. Niemand hat es ihr angelehrnt!

 

Sasha muss sich nicht um die Regeln kümmern, das ist die Aufgabe des Menschen

 Mein Haus, meine Regeln

Ich vertrete die Ansicht, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, dass es seinem Tier gut geht. Deswegen bezeichne ich mich jetzt nicht gleich als “Rudelführer” – aber wenn mein Hund etwas macht, was mir nicht passt, untersage ich es ihm (oder ich verdrehe einfach nur genervt meine Augen gen Himmel).

Der Mensch verteilt das Futter, er gibt die Richtung, in die wir gehen vor, er stellt die Schlafplätze zur Verfügung und er bringt ihnen alles bei, was sie im Umgang mit anderen Menschen und Tieren zu beachten haben und sich entsprechend verhalten.

Für all das ist der Mensch zuständig. Meine Hunde dürfen so sein, wie sie sind. Nele mag gerne viel schlafen – darf sie. Amy tobt gerne mit ihrem Lumpen durch die Gegend – darf sie. Sasha beginnt ab 9 Uhr mit ihrem nach-Futter-Betteln – darf sie eine Zeitlang, dann muss auch wieder gut sein.

Was keiner darf:

  • In die Wohnung machen (sie sind zur Stubenreinheit erzogen)
  • Beißen
  • Grundlos rumkläffen
  • Auf dem Tisch rumturnen
  • Mülleimer entleeren

Hunde, denen nie Einhalt geboten wird, nehmen schnell das Zepter in die eigene Pfote. Und voilà, wir haben einen negativ verhaltensauffälligen Hund. Warum? Weil ein Hund, der das Zepter in die Hand nehmen muss, in jedem Fall mit dieser Aufgabe überfordert sein wird. Er verfügt schlichtweg nicht über die Kompetenz dieser Rolle.

Unzweifelhafte Rangordnung

Es gibt sie tatsächlich, die Menschen, die eine vermeintliche Führungsrolle ihrer Hunde akzeptieren. Wenn ich schon bei diversen Hundesendungen gesehen habe, wie ein kleiner, süßer Hund in alle Richtungen kläfft und nach allem – fast schon hyperventilierend – schnappt, was sich bewegt, dann begreife ich die “Hundehalter” nicht. Das Tier ist doch völlig überfordert mit seiner Rolle! Meist hockt es bei solchen Aktionen noch gerne auf dem Schoß und wird vom Frauchen beruhigend getätschelt. Der arme Hund darf dann einfach nicht Hund sein.

Und ich frage mich, warum sich diese Hundehalter beschweren, wenn ihr Hund zunehmend schwieriger zu Händeln ist. Schließlich ist das doch nur die daraus resultierende, logische Konsequenz.

 

Unbeschwert sein, sich auf dem Teamleader verlassen können

Ich bin der Chef – ein guter Chef (ich hoffe)

Wie ich schon geschrieben habe, dürfen meine Hunde so sein, wie sie sind. Hunde sind wahnsinnig anpassungsfähig und haben sich in der Menschenwelt perfekt arrangiert. Ich erwarte von meinen Hunde, dass sie meinen Anweisungen Folge leisten. Ich “führe” meine Hunde allerdings nicht im militärischen Ton, um das ganz klar zu sagen. Das ist glücklicherweise auch nicht nötig, denn ich habe die drei von Anfang an “erzogen”. Da wurde auch mal mit Klein-Nele geschimpft, wenn sie die Biotonne ausgeräumt hat.

Erziehen bedeutet für mich, liebevoll-konsequent zu sein. “Nein” heißt “Nein” und nicht morgen oder übermorgen “Ja”.

Die Gemüter streiten sich, ob wir Menschen “Rudelführer” sein können. Mittlerweile tendiere ich dazu zu sagen – Nein, das können wir nicht. Denn wir benehmen uns in den Augen der Hunde völlig anders, Hunde wissen, dass wir keine Hunde sind. Aber sie können sich anpassen – an was – in ihren Augen – auch immer. An uns eben.

Über Carola 76 Artikel
Carola war über viele Jahre Inhaberin einer Hundeschule und konnte ihr breit gefächertes Wissen an Frauchen und Herrchen bringen. Auch sie wird ihren ausgezeichneten Bildungsstand bezüglich der Psyche der Hunde erweitern, indem sie sich in Kürze zur Verhaltenstherapeutin für Hunde weiterbildet. Sie ist Verfasserin der meisten Artikel, die sich mit der Erziehung oder der Psyche des Hundes befassen.

12 Kommentare zu Wer ist der Chef?

    • Hi Fabian,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich hoffe doch, dass es den ein oder anderen “Hunde-Einsteiger” gibt, der hier in Sachen Wissen etwas fündig wird.

      LG

      Martina

  1. Danke für diese wertvolle Seite! Ich leite sie gerne an meine Freundin weiter, das ist für sie als Yorkibesitzerin sicher interessant! 🙂

  2. Da sieht man mal wieder, dass man sich mit jedem Lebewesen arrangieren muss, mit dem man unter einem Dach lebt. Seien es nun Mitbewohner , der Partner, Kinder oder Haustiere. In jedem Fall muss man sich im Klaren darüber sein, wie man gemeinsam leben will und welche Rolle man dabei einnimmt. Das wird mir jetzt erst in letzter Konsequenz klar. Guter Artikel, danker.

    • Hallo Josi,

      das stimmt. Es ist ein Geben und Nehmen. Ich habe mich nun mal für “Mitbewohner” entschieden, also müssen wir auch die Rollen verteilen.

      LG

      Martina

    • Hallo Nadine,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich persönlich wollte nicht ohne Tiere leben. Sie geben sehr viel – aber klar, das liegt nicht jedem.

      LG

      Martina

  3. Das Beispiel mit dem Platz, den Amy einnehmen wollte und dadurch mit dem Spielen gelockt hat, hat mich wirklich zum Schmunzeln gebracht! Toll, wie Hunde solche Zusammenhänge erkennen können.
    Ich selbst besitze keine Hunde, aber wenn ich irgendwann mal de Zeit und den Platz habe, möchte ich auf jeden Fall mindestens einen bei mir einziehen lassen 🙂
    Liebe Grüße, Michelle

    • Hallo Michelle,

      vielen dank für Deinen Kommentar. Ja, Zeit und Platz – das nehmen sie ein, die Hunde. Aber für mich wäre ein Leben ohne meine “haarigen Kumpel” undenkbar…

      LG

      Martina

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