Hunde verstehen – ich schätze, die meisten Hundefreunde verstehen ihren Hund. Bei uns ist es ja auch so: Wenn Nele mich mit mit ihren mittlerweile vom Alter gezeichneten Augen anschaut, weiß ich, was sie meint. Wenn Sasha aufgeregt hin- und herhopst, kann ich es deuten. Nur bei Amy ist alles anders. Amy ist das, was man landläufig als einen “nicht normalen Hund” bezeichnen würde. Sie monkt und quasselt in einer Tour, sie tut alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen und wenn sie diese hat, scheint sie nix damit anzufangen zu können.
Hunde verstehen – das Entziffern der Körpersprache des Hundes ist ein wichtiger Teil der Kommunikation. Wer seinen Hund versteht, hat eine tiefe, innige Verbindung zu seinem Partner auf vier Pfoten. Hunde nutzen andere Kommunikationswege als wir Menschen. Die Haltung, der Gesichtsausdruck und die Körpersprache senden eindeutige Signale. Das Verständnis der Körpersprache deines Hundes ist ein Schlüsselaspekt für verantwortungsbewusstes Verhalten deinem Hund gegenüber. In diesem Beitrag können wir natürlich nur einen winzigen Blick darauf werfen, was es genau bedeutet, dieses “Hunde verstehen”. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, empfehle ich aus voller Überzeugung das Buch “Hundepsychologie” (amazon) von Dr. Dorit Feddersen-Petersen. Dieses Buch zeigt einen tiefen Einblick in die Seele unserer treuen Freunde, wir hier können nur 6 typische Verhaltensmuster anreißen.
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Die Körpersprache als Gesamtes
Ein großer Teil der Kommunikation von Hunden besteht aus Bellen, Winseln und Knurren, manche Hunde quietschen, manche geben recht untypische Laute von sich. Wie auch immer, die verbale Kommunikation kann zu vielen Missverständnissen zwischen Mensch und Hund führen. Wie auch bei uns Menschen, darf ein Grundsatz nie vergessen werden: Hunde verstehen, bedeutet, das Gesamtwerk zu beachten.
Schwanzwedeln
Schwanzwedeln scheint ein offensichtliches körpersprachliches Signal zu sein. Wenn der Schwanz eines Hundes wedelt, ist der Hund glücklich – oder? Falsch. Dieses Signal wird immer wieder falsch interpretiert. Ein wedelnder Schwanz bedeutet nur, dass der Hund emotional erregt ist. Das kann Erregung sein, aber auch Frustration oder Schlimmeres. Um die Emotionen und Absichten des Hundes zu interpretieren, schaue dir die Geschwindigkeit und Richtung des Wedelns sowie die Position der Rute an.
Grundsätzlich gilt: Je schneller der Hund wedelt, desto aufgeregter ist er. Ein Hund, der langsame und seitliche Wedelbewegungen macht, ist völlig entspannt, trotz der “Erregtheit”. Ein Hund, dessen gesamter Körper hin- und herwackelt, ist deutlich aufgeregt – positiv oder negativ.
Übrigens hat eine Studie zutage gebracht, dass auch das “Rechts- oder Linkswedeln” eine Bedeutung hat. Hunde, die mehr nach rechts wedeln, sind positiv gestimmt. Hunde, die mehr nach links wedeln, eher negativ. Ob das wohl so stimmt? Das kreisartige Wedeln deutet auf eine sehr aufgeregte Stimmungslage hin, im Normalfall positiv besetzt.
Unser Hund Nele
Bei allen wissenschaftlichen Erkenntnissen: Unsere Nele ist der faulste Hund, dem jegliches Temperament fehlt. Sie mag am liebsten den ganzen Tag auf ihrer faulen Haut liegen, abgelöst durch immense Futterportionen – so ihr Wunschgedanke. Für uns ist es absolut schwer vorstellbar, dass unser Nelchen auch nur im Geringsten “erregt” sein könnte – dafür ist sie viel zu faul.
Aber: Sobald sie sich doch aus ihrer Schlafposition erhebt und etwa zum Futterplatz geht, um zu überprüfen, ob dort vielleicht doch noch ein Krümelchen liegt, wedelt sie. Sie wedelt auf dem Weg hin, sie wedelt auf dem Weg zurück und beim Hinlegen wedelt sie immer noch. Wir haben Nele noch nie stehend/laufend ohne Wedeln gesehen. Und das mit ihr in Verbindung mit Erregung zu bringen, fällt uns schwer…..dennoch sagt es eben die Wissenschaft so.
Die Position der Rute
Die Position der Rute des Hundes gibt weitere wichtige Hinweise auf den emotionalen Zustand. Grundsätzlich gilt: Je höher die Rute, desto durchsetzungsfähiger ist der Hund. Hunde, deren Schwanz zum Boden zeigt oder sogar zwischen die Beine gesteckt ist, empfinden Angst und Stress. Hunde, deren Schwanz wie eine Fahne hochgehalten wird, fühlen sich zuversichtlich, vielleicht sogar aggressiv. Entspannte Hunde halten den Schwanz in einer neutralen Position, aber die Neutralität hängt von der Rasse ab. Einige Rassen, wie Chow Chows, haben Ruten, die sich natürlich über den Rücken krümmen, während Rassen wie der italienische Windhund eine sehr niedrige neutrale Rutenposition haben. Wenn du die neutrale Rutenposition deines Hundes kennst, erkennst du schnell, wenn etwas im Argen liegt.
Die Nackenhaare
Wenn die Nackenhaare eines Hundes hochstehen, zeigt das eindeutig Erregung an, die aber nicht unbedingt negativ besetzt sein muss. Der Hund kann aufgeregt oder gestresst sein, es kann aber auch sein, dass er sich brennend für etwas interessiert. Es ist oft eine unwillkürliche Reaktion, wie eine Gänsehaut bei Menschen.
Körperhaltung
Die Gewichtsverteilung eines Hundes kann viel über Stimmung und Absicht aussagen. Ein kauernder Hund, der zum Boden gebeugt ist, zeigt Angst oder Stress. Der Hund versucht vielleicht, von etwas wegzukommen, und die Haltung lässt den Hund kleiner erscheinen. Mit anderen Worten: “Ich will nichts Böses tun.” Das Extrem dieser Haltung ist ein Hund, der auf den Rücken rollt und den Bauch freilegt. Das kann wie ein Hund aussehen, der um eine Bauchmassage bittet, und bei einem entspannten Hund ist das oft der Fall. Aber es kann tatsächlich ein Zeichen von erheblichem Stress und Angst sein. Der Hund kann sogar ein wenig urinieren, um sich zu beruhigen.
Die umgekehrte Haltung ist ein Hund mit nach vorne verlagertem Gewicht. Dieser Hund versucht, näher an etwas heranzukommen. Dies könnte einfach auf das Interesse des Hundes hinweisen. Es könnte aber auch auf beleidigende Absichten hindeuten, insbesondere gepaart mit anderen aggressiven Hinweisen auf die Körpersprache, wie z.B. eine hochgehaltene zuckende Rute. In diesem Fall versucht der Hund, größer zu erscheinen.
Ein leicht zu lesender Aspekt der Körpersprache des Hundes ist der Spielbogen. Das ist der Fall, wenn Hunde ihre Brust auf den Boden legen und den Rumpf in die Luft strecken. Wie der Name schon sagt, wird er verwendet, um das Spiel mit anderen Hunden und sogar mit Menschen zu beginnen.
Ein weniger leicht verständliches Signal ist das Heben der Pfoten. Bei den Vorstehhunde-Rassen wie dem English Setter ist das Anheben der Pfoten Teil des Vorstehverhaltens, bei dem der Hund auf nahe Beute zeigt. Außerhalb dieses Kontexts zeigt eine erhobene Pfote jedoch oft an, dass ein Hund in einer Situation unsicher ist oder sich vielleicht etwas unsicher fühlt.
Mimik und Gesichtsausdrücke
Hunde haben ähnliche Gesichtszüge wie Menschen, aber sie benutzen sie nicht auf die gleiche Weise. Betrachten Sie das Gähnen. Menschen gähnen, wenn sie müde oder gelangweilt sind, Hunde gähnen aber auch, wenn sie gestresst sind. Laut Turid Rugaas, Autor von On Talking Terms with Dogs: Calming Signals, benutzen Hunde das Gähnen, um sich in angespannten Situationen zu beruhigen und andere, einschließlich ihrer Besitzer, zu beruhigen. Sie schlägt vor, den Hund anzugähnen, um in stressigen Momenten wie einem Tierarztbesuch Trost zu spenden. Übrigens steckt es auch unsere Hunde an, wenn wir gähnen, probiere es mal aus.
Lippenschlecken ist eine weitere Körpersprache des Hundes, die von Menschen oft falsch interpretiert wird. Genau wie Menschen lecken sich Hunde nach einer leckeren Mahlzeit die Schnute, aber es ist ebenfalls ein Zeichen von Schmerz – oder Wohlbehagen.
Augen
Die Augen sind der Spiegel des Gemütszustandes. Sie können einen weichen oder einen harten, kalten Ausdruck zeigen. Weiche Augen haben entspannte Lider und sehen manchmal aus, als würde der Hund schielen. Sie zeigen an, dass der Hund ruhig oder glücklich ist. Das Gegenteil sind harte Augen, bei denen die Augen kalt zu werden scheinen. Sie weisen auf einen negativen Geisteszustand hin. Der Hund könnte ein Spielzeug bewachen oder sich etwas “zu stark” fühlen. Ein harter Blick, bei dem der Hund, vor allem über längere Zeit, aufmerksam etwas ansieht, signalisiert normalerweise eine Bedrohung.
Augenkontakt ist ein wichtiges Signal für Hunde. Der starre Blick als Vorstufe eines “Angriffs”, ist bekannt. Das darf allerdings nicht verwechselt werden, mit dem auffordernden Anschauen. Unsere alte Nele “glotzt” regelrecht, wenn sie etwas will – ihr Futter zum Beispiel. Wenn sich Hunde gestresst fühlen, schauen sie allerdings gezielt weg und vermeiden Blickkontakt. Menschen interpretieren dies oft als Ignoranz und Sturheit, dabei ist es Unbehagen.
Hunde verstehen – immer im Gesamten
Keines dieser Hunde-Körpersprachsignale wirkt allein. Sie sind alle Teil eines Pakets. Wenn du die Kommunikation mit deinem Hund suchst, schaue dir jedes Signal an. Dein Hund “spricht” die ganze Zeit. Wenn du seine Sprache kennst, ist tieferes Vertrauen und Respekt der Lohn. Außerdem hilft das Verständnis des emotionalen Zustands des Hundes, das Verhalten vorherzusagen und Probleme zu vermeiden, bevor sie auftreten.
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