Hunde und Kinder – Vorsicht!

Vorneweg – ich bin nicht kinderfeindlich, sondern schüttle oft über Eltern den Kopf. Die Kleinen können nichts für die Dummheit Ihrer Eltern, die dann – im Falle eines Falles – wem die Schuld in die Schuhe schieben? Genau, dem dussligen Köter, der jetzt weg muss.

Angeblich sind Hunde tolle Spielkameraden für Kinder. Das mag sicher zutreffen, wenn alles richtig gehandhabt wird. Bestimmt mögen es Hunde, wenn ihnen an der Rute gezogen wird oder wenn sich kleine, schokoladenverschmierte Fingerchen in die Ohren des Vierbeiners bohren. Oder wenn sie von den ach so süßen, tapsigen Händchens eines Kleinkindes kurzerhand mit Schmackes “gestreichelt” werden. Na, ich weiß nicht, Sie sehen – ich bin mal wieder anderer Meinung.

Hunde und Kinder – das kann funktionieren, muss es aber nicht. Und wenn es nicht funktioniert, liegt das allerdings nicht am Hund und nicht am Kind, sondern am Unvermögen der Eltern, ihren Spross zu erziehen. Aber, am besten fange ich von vorne an, nämlich mit der Konstellation – der Hund ist schon da und der Nachwuchs schwimmt noch im Bauch umher.

Kinder und Hunde können gute Freunde sein...
Kinder und Hunde können gute Freunde sein…

Hunde und Babys

Kürzlich las ich den Rat, der frischgebackene Papa solle aus der Entbindungsstation eine vollgesch… Windel mit nach Hause nehmen und diese dem Familienhund unter die Nase halten, damit der Vierbeiner den Geruch aufnehmen kann. Hallo? Gehts noch? Ein Lätzchen oder ein anderes Kleidungsstück duftet für den Hund genauso nach dem neuen Erdenbürger, warum um Himmels willen muss es eine Windel sein? Und noch dazu eine mit Inhalt? Also, liebe werdende Eltern, der junge Vater soll aus dem Krankenhaus irgendein Kleidungsstück mit nach Hause nehmen, wenn er denn der Meinung ist, das tue not. Kommt das kleine Bündel Mensch erstmalig nach Hause, darf der Hund daran schnuppern. Gut, mit abschlabbern lassen würde ich vielleicht auch noch etwas warten, aber ansonsten wird der Hund genauso behandelt wie immer. Er darf nur nicht mehr in jedes Zimmer, falls er es vorher konnte. Das Kinderzimmer sollte tabu sein.

Der viel zitierte “Welpenschutz”

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass ein Säugling alles am Hund, mit dem Hund und über den Hund hinweg machen darf. Der Säugling stehe sozusagen unter “Welpenschutz”. Wir sind aber keine Welpen, sondern Menschen. Und selbst wenn dieser ominöse “Welpenschutz” greifen würde – in einem Hunderudel darf der Welpe beileibe nicht alles, treibt er es zu dolle, zwickt ihm dann doch mal ein anderes Rudelmitglied – meist die Hundemama – kräftig in die Nase. Was macht also ein freundlicher, friedlicher Hund, dem es zu bunt wird? Meist steht er auf und geht weg. Es kann aber auch passieren, dass er den Säugling verwarnen möchte, kurz knurren und zack – einmal gezwickt. Nun ist das Zwicken eben doch ein Hundebiss, auch wenn Bello nur deutlich sagen wollte, dass jetzt genug ist. Zu sagen, wann es genug ist – eigentlich ist dies Aufgabe der Eltern des Babys, richtig? Deswegen darf ein Säugling nie, nie und nochmals nie mit einem Hund alleine gelassen werden. Nicht weil der Hund Böses im Sinn hat, sondern weil der Säugling unbeabsichtigt dem Hund vielleicht Schmerzen zufügt und dieser sich in seiner Verzweiflung nicht anders zu helfen vermag.

Kinder lernen viel durch Hunde. Wenn sie es selbst gelernt haben.
Kinder lernen viel durch Hunde. Wenn sie es selbst gelernt haben.

Es ist ein wunderschönes Bild, wenn der Säugling vom Familienmitglied “Hund” geherzt und gebusselt wird. Aber das sollte eben immer nur unter Aufsicht sein. Babys wissen noch nicht, dass sie einem anderen Lebewesen Schmerzen zufügen können und erklären kann man es ihnen noch nicht. Passieren soll aber auch nichts, ergo: Nie den Säugling alleine mit dem Hund lassen.

Hunde und Kleinkinder

Jetzt wird es kritisch. Psychologen sagen, es sei für die kindliche Entwicklung ein Vorteil, wenn Kinder mit Tieren aufwachsen. Ich denke mit Gruseln an die Tatsache, wie viele Eltern davon hören, in den nächstbesten Zooladen marschieren und mit einem winzigen Hamsterkäfig wieder herauskommen. Hamster sind nachtaktiv, während die lieben Kleinen meistens nachts schlafen. Also wird der ach so süße Hamster eben tagsüber am Schlafen gehindert und stirbt halt ein wenig früher, shit happens, kauft man eben flott einen neuen. Sorry, der Ausflug in die Hamsterwelt musste kurz sein, weil mich das so wütend und traurig macht, diese Ignoranz, die viele – nicht alle – aber viele Eltern an den Tag legen.

Generell ist es natürlich schön, wenn Kinder mit Tieren aufwachsen. Sie lernen frühzeitig Respekt vor anderem Leben und sie tragen ein Stück Verantwortung. Aber sie müssen es lernen. Von alleine kommt nichts.

Kinder müssen den Umgang mit Tieren erst lernen.
Kinder müssen den Umgang mit Tieren erst lernen.

Wichtig: Kinder entwickeln das Gefühl “Mitleid” erst so mit rund 5 Jahren. Viele Kinder neigen zwar auch schon mit zwei oder drei zum “Trösten”, doch dazu müssen sie sehen, dass jemand etwas wehtut oder sonstiges Ungemach sichtbar ist, etwa das Weinen der Mama.

Hunde zeigen aber ihren Schmerz so, dass Kleinkinder diesen nicht als Schmerz verstehen. Deswegen ist es enorm wichtig, Kindern den richtigen Umgang mit Hunden regelrecht beizubringen. Und kindliches Fehlverhalten muss pädagogisch sinnvoll korrigiert werden. Und zwar umgehend. Mit aller Konsequenz. Aber – wappnet euch mit Geduld. Einem extrem temperamentvollen Jungen von drei Jahren bringt ihr das richtige Verhalten nicht von heute auf morgen bei, das dauert schon seine Zeit. Das Wichtigste ist: Nicht groß reden, handeln. Tun. Viele Eltern quatschen ihren Nachwuchs nur zu, das bringt in der Situation erst einmal nichts.

Hilfreiche Tipps…

….wenn der Spross den Familienhund ärgerte, wobei ich ausdrücklich von beabsichtigtem Ärgern spreche, nicht von einem unbeabsichtigten Über-den-Hund-stolpern!

  • Schickt euer Kind sofort in sein Zimmer. Nach einer kurzen Zeit des erklärt ihm die Gründe. Achtet auf die volle Aufmerksamkeit des Kindes, es soll verstehen, was ihr ihm erklärt.
  • Je nach “Schwere der Tat” nehmt das Spielzeug des Kindes weg. Auch hier: Erst konsequent handeln, das Kind in Ruhe lassen, dann erst erklären.
  • Sagt dem Filius in deutlichen Worten, dass der Hund “aua” hat, wenn ihm Fellbüschel ausgerissen werden oder sonstige Dinge angetan werden. Werdet ruhig etwas plastisch dabei, ziept auch mal am Haarschopf des Kleinen, natürlich mit entsprechender Vorsicht, dem Kind soll selbstredend kein Schmerz zugefügt werden. Einfach nur so viel, dass das Kind merkt, dass andere ihm wehtun können.
  • Bezieht den Nachwuchs in alles ein, was mit dem Hund zu tun hat. Er soll füttern helfen, Gassi gehen oder auch mal das Fell bürsten.

Richtet eine Zone ein, in der das Kind keinesfalls an den Hund darf, bestenfalls dort, wo das Schlafkörbchen steht. Im Gegenzug hat der Hund im Kinderzimmer nichts verloren, das erklärt ihr dem Kind auch. Und zwar so, dass es das auch versteht. Wir haben immer dafür gesorgt, dass sich unsere Hunde nicht im Spielzimmer der Kleinen aufhalten können, dazu haben wir einfach solch ein Kinder-Tür-Schutz-Gitter zwischen die Tür gepackt – und gut ist. Das Gitter kostet knapp 50 Euro und man muss nichts bohren oder kleben.

Hunde als Therapeuten

Die Amerikaner lieben es ja, Studien zu allem Möglichen zu erstellen. Manchmal kommen aber doch interessante Dinge zum Vorschein. So wurden Kinder mit Leseschwäche dazu angehalten, einem Hund vorzulesen – und schwupps, das Lesen verbesserte sich merklich. Hunde können auch ängstlichen Kindern ein gutes Vorbild sein, doch auch dazu muss der nötige Respekt seitens des Kindes gegenüber dem Partner “Hund” vorhanden sein, wobei wir wieder beim Thema Kinder und Hunde sind.

Größere Kinder einbeziehen.
Größere Kinder einbeziehen.

Welche Rolle spielt die Hunderasse?

Jede Hunderasse hat ihre eigenen Charaktermerkmale. So wird dem Labrador unendliche Geduld nachgesagt, dem Cocker Spaniel Sturheit und der Jack Russell ist ein Clown. Alles korrekt, dabei eint eines alle Hunderassen: Sie haben normalerweise niemals von sich aus ein Problem mit Kindern. Nur, wenn das zuckersüße Patschehändchen einmal zu oft in die Nase zwickte, kann sich ein Hund zu einem “Kinderschreck” wandeln.

Doch jetzt kommt das berühmte “Aber”: Wenn ihr einen Hütehund euer eigen nennen, etwa einen Border oder einen Australien Shepherd, dann wundert euch nicht, wenn der Hund alles versucht, um sein Rudel beieinander zu halten. Das kann so weit gehen, dass euer Kleiner im Sandkasten im Garten sitzt, ihr aber auf der Terrasse. Nun rennt das verzweifelte Tier ewig hin und her, weil seiner Meinung nach das Rudel auseinander gerissen ist. Das war jetzt natürlich nur ein Beispiel, aber trifft des Pudels Kern.

Auch wenn ihr Mutter oder Vater seid, bleibt ihr dennoch Hundebesitzer. Werdet auch diesem Lebewesen weiter gerecht! Nehmt euch die Zeit, um den Hund so zu beschäftigen, wie er es kennt oder wie er es benötigt. Eine intelligente Rasse will und muss gefordert werden, zur Not mit Intelligenzspielzeug.  Ein lauffreudiger Hund muss weiterhin seine Runden drehen dürfen, dann geht eben der Nachwuchs im Kinderwagen mit. Eigentlich alles Selbstverständlichkeiten, doch ich habe im Vorfeld in diversen Foren gestöbert und meine Haare stehen immer noch zu Berge:

“Struppi zerkaut plötzlich alles, nur weil wir uns im Moment nicht mehr so um ihn kümmern, was sollen wir nur tun?”

“Axa hat nach der Lena geschnappt, dabei wollte die ihr bloß das Halsband anziehen, das war sooooo süß…”

“Bello bewacht das Baby so sehr, dass wir uns kaum noch hintrauen, liegt das daran, dass er im Moment so wenig Auslauf bekommt”?

So in etwa schallte es mir visuell aus verschiedenen Foren entgegen. Und einmal kam sogar der Spaten samt Gewehr zum verbalen Einsatz, falls es der Hund wagt, der Kleinen ein Haar zu krümmen. Kopfschüttel, Kopfschüttel, entsetztes Kopfschütteln.

Ich halte es eigentlich so wie mit dem einen Spruch, wo ein Herr gefragt wird, warum er denn seinen Hund nicht anleine. Er antwortet mit der Gegenfrage, ob denn das Kind angeleint werden würde? Ein empörtes “Nein” kommt zum Vorschein, worauf der Herr sagt, dass sein Hund folgen würde – im Gegensatz zum Kind….Leider ist es für einige Eltern etwas aus der Mode gekommen, seinen Nachwuchs zu erziehen. Nur dann soll sich bitte auch niemand wundern, wenn derselbe sich eines Tages auch vor den Eltern aufbaut und mehr oder weniger macht, was ihm beliebt.

Fazit

Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Kind UND dem Partner Hund ist nicht leicht. Doch es liegt einzig und allein an den Eltern, ob das Kind Respekt und Verantwortung gegenüber einem anderen Lebewesen lernt oder nicht. Bevor einem Hund die “Schuld” für irgendetwas gegeben wird, sollte man sich zuerst an die eigene Nase fassen. Wird dem Kind mit aller Konsequenz der richtige Umgang mit Tieren beigebracht, dann profitieren sowohl Eltern, Kind als auch der Hund davon. Dazu gehört es nun mal, dass das Kind vielleicht mal plärrend in der Ecke sitzt, weil es Konsequenzen zu spüren bekam. Na und? Kind sein ist ein steter Lernprozess, doch die Eltern haben es in der Hand, ob dieser Prozess aus dem Kind einen respektvollen oder respektlosen Menschen macht. Und dazu gehört es, dass das Kind lernen muss, das nicht jedes Verhalten toleriert werden kann – erst recht nicht im Umgang mit einem Tier.

Kinder und Hunde - eigentlich eine tolle Verbindung.
Kinder und Hunde – eigentlich eine tolle Verbindung.

Und – wie seht ihr das? Ich freue mich über Kommentare. Bei uns hat es übrigens hervorragend funktioniert. Die Kleine wuchs und wächst mit Hunden auf und wir haben immer und zu jedem Zeitpunkt darauf geachtet, dass sie keinem Tier in irgendeiner Form Schmerz zufügt. Sie durfte nur dann zu den Hunden, wenn wir es erlaubten, sprich – sie kam und fragte, ob sie mit ihnen spielen dürfe. Haben die Hunde geschlafen, musste sie warten, hatten diese Lust zum Toben – ging es ab. Es geht also. Heute ist die Kleine ein extrem verantwortungsbewusstes kleines Mädchen, dass etwas altklug, aber immer korrekt mit den Hunden umgeht.

Über Martina Pfannschmidt 196 Artikel
Martina gehört zur Spezies “wissenschaftsorientiert” und weiß einiges über die sogenannte “Apitherapie”, also die Bienenheilkunde. Die meisten Texte bezüglich Gesundheit, Krankheiten, Heilpflanzen und Naturstoffe stammen aus ihrer Feder. Alle Texte werden zudem regelmäßig geprüft.

4 Kommentare zu Hunde und Kinder – Vorsicht!

  1. Sehr guter Artikel, es werden ihn nur zu wenige Eltern lesen.
    Habe selbst zwei Hunde, beide 3 Jahre alt und ein Sohn mit 2 Jahren funktioniert alles super.
    Klar gibt es mal nen Kratzer, auch wenn die Eltern dabei sind, sowas lässt sich manchmal nicht vermeiden aber es war nie bösartig…..zu dolle gespielt.
    Was in dem Artikel noch fehlt, was ich zumindest oft höre……meine Hunde sind nicht kinderfreundlich, sie bellen wenn ein fremdes Kind auf der Straße sie streicheln will……..das kind macht ja nichts…….sehr nervig.

    • Hallo Daniela,
      vielen Dank erstmal für dein Lob, das freut mich sehr.
      Ja mit Hunden uns Kindern muss man einfach bissel aufpassen. Das ist ganz komisch manchmal. Unsere Drei lieben unser Enkel abgöttisch, von klein an konnte sie mit ihnen fast alles machen und doch ist eine der Dreien alles andere als kinderlieb. Draußen müssen wir höllisch aufpassen, dass kein Kind in ihre Nähe kommt bzw sie nicht in die Nähe von Kindern kommt. Sie beißt in die Wade ohne vorher zu warnen, einfach so. Das ist schrecklich aber wir haben es auch mit viel Training nicht aus ihr raus bekommen. Das ist Charakter denke ich mal und so bleibt eben einfach nur: Aufpassen! Naja, wenigstens liebt sie unser Enkel, Gott sei Dank!

      LG Carola

    • Den Absatz “hilfreiche Tipps” würde ich gern verbieten lassen, Erziehungsratgeber sollte die Autorin echt nicht verfassen.
      Aber der restliche Artikel ist sehr informativ!

      • Hallo Susanne,

        vielen Dank für deinen Kommentar. Der Absatz “hilfreiche Tipps” entstand tatsächlich in Zusammenarbeit mit einer Pädagogin, die beruflich als Erzieherin arbeitet. Leider ist das Wort “erziehen” heute nicht mehr gefragt, deswegen haben wir – meiner Meinung nach – viele Probleme unserer Gesellschaft. Viele Kinder / Jugendlich hören das Wort “NEIN” das erste Mal, wenn sie in der Pubertät sind. Natürlich sind sie damit nicht einverstanden. In dem Artikel habe ich in keiner Weise zu irgendeiner “Misshandlung” der Kinder geraten, sondern lediglich zur Konsequenz.
        Aber gut – das ist ein Thema, das ich auf meinem Hundeblog echt nicht erörtern möchte, weil es schlicht nicht hier her passt.
        Wollte nur sagen, das besagte Pädagogin hoch angesehen ist – sowohl bei den Kindern, als auch bei den Eltern. Und sie “ERZIEHT” tatsächlich noch.
        LG

        Martina

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