Das passt doch: Anwolf ruft zur ersten Blogparade auf – ich möchte erstmals an einer Solchen teilnehmen. Der Grund ist simpel: es geht um das Thema “Heimat”. Was ist das? Wie fühlt sich “Heimat”an, dieser unbestimmte, schwammige Begriff, der lange Zeit irgendwie nach Kitsch und ein wenig nach Front klang?
Heimat – früher verpönt
Für mich ist Heimat da, wo meine Hunde sind. Das mag sich irgendwie abstrus anhören – doch es ist so. Wenn ich beim Aufschließen der Wohnungstür schon das Gequietsche von Sasha höre. Wenn ich beim Betreten der Wohnung von Amy ihren heißgeliebten Lumpen vor die Füße geworfen bekomme. Wenn sich Neles klatschnasse Schlabberzunge bemüht, mich irgendwo abzuschlabbern. Dann bin ich Zuhause. Dann bin ich in meiner Heimat.
Die Ferne ruft
Als Kind war ich unglaublich unternehmungslustig. Ich liebte Filme, in denen die Helden irgendwie auf Reisen waren. Als Jugendliche wollte ich nur weg. Weg aus der Enge meines Dorfes, weg von allem, was irgendwas mit “Heimat” zu tun hatte. Mich interessierten andere Länder, andere Kulturen, andere Gebräuche. Mein Fernweh wuchs und wuchs. Dabei zog es mich nie zu den bekannten Stränden, die scheinbar eine magnetische Anziehungskraft auf viele ausüben. Ballermann? Nein, danke. Ich wollte dahin, wo sich kein Tourist hin verirrt. Ich kam dahin. Mehr, als mir lieb war.
Um dem Ruf der Ferne folgen zu können, machte ich kurzerhand den Lkw-Führerschein, “heuerte” in einer Spedition an und fuhr los. Von Italien nach Schweden. Von Norwegen nach Griechenland. Von Spanien nach Afrika. Für viele undenkbar: Als Frau? Alleine? Ja, warum nicht? Zugegeben, an einem heißen Sommertag irgendwo im rumänischen Niemandsland mit einem Platten konfrontiert zu werden, das muss nicht sein. Rückblickend gehörten solche Situationen einfach dazu. Ebenso wie der strahlende Glanz in den afrikanischen Kinderaugen, als ich meine Cola-Dosen verteilte. Eigentlich verteilen musste, denn aus einem Kind, dem ich die Cola anbot, wurden innerhalb von Sekunden so viele, dass mir nicht mehr ganz wohl war. Dennoch erfreue ich mich bis heute an der unbändigen Freude der Kinder.
Die Heimat ruft
Alles hat eine Zeit. Mein Fernweh war irgendwann gestillt. Ich wollte nur noch eines: In die Heimat. Sesshaft werden. Ein bisschen Spießigkeit. Die sattgrünen Wiesen und die dunklen Wälder in meinem Land. Die Zeit der Blüte. Unsere einheimischen Vögel. Das nächtliche Grillenkonzert. Die vertrauten Rituale, die man hierzulande “eben so macht”. Die Strasse vor dem Haus fegen. Das Auto waschen. Den Hund anleinen oder auch nicht. Die Bank, die mitten im Wald steht, ordentlich mit einem Mülleimer daneben versehen. Das ist heute für mich Heimat.
Ich wohne nahe Frankfurt am Fuße des Taunus. Wenn sich ein Unwetter zusammenbraut und sich das kleine Wäldchen vor meinem Balkon ächzend biegt, ist das für mich Heimat. Wenn ich “mein” Amselpaar im Wäldchen beobachten kann, ist das Heimat. Wenn Sashi-Spatz außer sich vor Freude eine Schlammpfütze entdeckt, ist das Heimat. Wenn sich Amy hilfesuchend an mich wendet, weil sie wieder mal ihren Lumpen nicht findet, ist das Heimat. Wenn ich mein altes Mädchen Nele beobachte, wie sie sich gemütlich zusammenrollt, ist das Heimat. Mein Fernweh ist gestillt.
Meine Heimat ist nicht an einen Ort gebunden. Sie ist da, wo geliebte Menschen sind. Meine Hunde. Meine Vertrautheit. Da, wo ich sein darf, wie ich bin.
Wow, da bist du ja wirklich schon viel herum gekommen! Vielleicht ist es wirklich so, dass man erst raus in die Welt muss, um zu wissen, was und wo Heimat ist? Ich freue mich sehr, dass du mit diesem tollen Artikel an meiner Blogparade teilnimmst! Liebe Grüße von Andrea
Hallo Andrea,
vielen dank für Deinen Kommentar – Du hast recht, so herum habe ich das noch gar nicht betrachtet! Das gibt Raum für einen neuen Artikel….
LG
Martina