Bevor Masha und Dino aus Rumänien zu uns einzogen, hatten wir nur ne ungefähre Ahnung von dem, was es bedeutet, einen „Angsthund“ zu haben. Klar, man bekommt es hier und da mit, hört dort etwas oder schaut sich gemütlich auf dem Sofa sitzend ne Folge mit Deutschlands berühmtesten Hundetrainer an. Aber was es wirklich heißt, einen Angsthund zu haben, das wussten wir nicht.
Masha
Der erste „richtige“ Angsthund war unsere Masha. Sie kam, sah, erschreckte und erstarrte. In dieser Reihenfolge. Für lange Zeit. Wir haben sie gelassen, sie durfte sich alles in Ruhe anschauen. Zu Beginn lag sie nur unter dem Küchentisch, wich vor uns zurück. Nach wenigen Tagen wich sie zwar nicht mehr zurück, doch Berührungen waren ihr dennoch nicht geheuer. Sie ließ sich anfassen und auch problemlos die Treppe hoch- und runtertragen, doch alles in einem Zustand völliger Ergebenheit.

Es dauerte Wochen, bis sie das erste Mal eine gaaaaaaaaanz vorsichtige Andeutung von Freude zeigte, indem ihre Schwanzspitze im Zeitlupentempo von rechts nach links und zurück schwang. Ab diesem Tag kam sie vorsichtig in unsere Richtung, wenn wir das Haus betraten.
Weitere Wochen vergingen und ihre offen gezeigte Freude verstärkte sich etwas. Doch es war noch immer so, dass sie sich strikt weigerte, ihr unbekannte Gegenstände auch nur anzuschauen, geschweige denn, daran zu schnüffeln. Ich weiß noch genau, wie wir ewig vor einer stinkenden Biomülltonne standen, weil Masha nicht daran vorbeigehen wollte. Wir standen. Und glotzen überallhin, nur nicht Richtung böse Mülltonne. Irgendwann nen beherzter Satz nach vorne an dem Mülltonnen-Ungeheuer vorbei – geschafft!
Was brauchte unser Angsthund?
Zeit. Zeit. Und ganz viel Zeit. Die hatten wir. Immer mehr kam sie aus ihrem Schneckenhaus und nach einigen Monaten benahm sie sich wie ein normaler, fröhlicher Hund. Heute ist es kaum vorstellbar, wie verschreckt Masha mal war.

Sie ist ein fröhlicher, aufgeschlossener Hund, der es über alles liebt, auf das Sofa zu stehen und durch das Fenster harmlose Spaziergänger anzubellen 🙂
Sie geht draußen an allem vorbei und nur ganz selten kommt es vor, dass sie stehenbleibt, um eine Situation einschätzen zu können. Im Haus benimmt sie sich wie ein Elefant – trampelt die Treppe hoch und runter – gerne in einem Affenzahn – rast von einem Zimmer ins andere. Zwischendurch wird natürlich immer wieder der Kopf in unsere Hand geschoben, damit sie auch genug Streicheleinheiten bekommt.
Unser Angsthund brauchte einfach nur Zeit.

Angsthund – anders
Dino ist Mashas Bruder und auch er gehört in die Kategorie „Angsthund“ – aber er ist ein komplett anderes Kaliber. Während Masha im „Frozen-Modus“ ihr Schicksal erwartete, fiel das unserem Dino niemals ein. Masha traute sich zu Beginn nicht, uns anzuschauen. Dino starrte uns von Anfang an an.

Auch er wich vor uns zurück, aber er war von Anfang an seiner Umgebung interessiert. Er lag zwar nur unter der Küchenbank, doch kaum haben wir den Raum verlassen, konnte man seine tapsigen Schritte in der Küche hören. Auch das „Draußen“ fand er immens spannend. Waren die anderen Im Garten, legte er seine Pfoten auf die Anrichte, um zuzuschauen. Mit ihm rausgehen war zu Beginn unmöglich. Er gebärdete sich wie toll, wollten wir ihm die Leinen am Geschirr anlegen.
Nach vielen Wochen Geduld war es tatsächlich möglich, mit ihm an nur noch einer Leine im gesicherten Garten umherzuspazieren.
Immer noch Angst?
Dino lässt sich heute von uns anfassen, er freut sich nen Loch in Popo, wenn wir nach hause kommen, er klebt an seiner Schwester wie nen Pickel an der Haut und er ist ein fast normaler Hund. Dino hat seine Freude daran, uns auf der Treppe zu überholen, er liebt Amy über alles und wir wiederum lassen ihm seine Eigenheiten.

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