Ich habe ja nun bereits den Artikel „Homeless Dogs Romania – Erfahrungen“ veröffentlicht, in dem der Ablauf einer Hundeadoption geschildert wird. In diesem Beitrag jetzt mag ich gerne unsere Erfahrungen schildern, wenn man einen Pflegehund über diesen Verein aufnimmt. Ich werde natürlich keine Namen nennen, auch nicht von dem Hund. Auch auf Bilder verzichte ich, dieser Beitrag spiegelt nur unsere Erfahrungen mit dem Verein wieder.
Denn natürlich will auch ich, dass er ein schönes – für ihn passendes Zuhause findet! Und das neue Zuhause soll sich schließlich unbeeinflusst von unserer Einschätzung zeigen.
Der Pflegehund zieht ein
An einem sonnigen Samstag kam unser Pflegehund zu uns. In ausführlichen Telefonaten wurde uns seine Geschichte geschildert, die sich tausendfach mit den armen Hundeseelen wiederholt: Geboren in Rumänien, Shelter, Reise nach Deutschland in ein neues Zuhause, dort völlige Überforderung.
Der Hund wurde über Homeless Dogs Romania nach Deutschland von einer Familie adoptiert, die leider keinerlei Erfahrungen bezüglich Herdenschutzhunden aufwies. Trotz des sehr jungen Alters des Hundes kam die Familie nicht klar mit ihm. Er ist ein extrem temperamentvoller Hund, voller Lerndrang und Bewegungsfreude. Aber er ist eben auch Hund, der respektlos gegenüber Menschen und anderen Lebewesen ist. Er lernte nie, seine Impulse zu kontrollieren – trotz Hundeschule und trotz echtem Bemühen. Das glaube ich gerne – aber das reichte eben nicht für diesen aufgeweckten Hund. Fazit: Der Hund musste dort weg. Und kam zu uns.
Warum ist es egal?
Der Verein wusste, dass wir einen alten Hund und zwei andere Hunde hatten (immerhin haben wir Masha & Dino auch über Homeless Dogs Romania adoptiert…) und der Verein wusste, dass wir zwei blinde Katzen haben. Aber natürlich, wir begingen den Fehler und haben leider nicht nachgefragt, ob der Hund katzenerfahren ist – wir gingen fälschlicherweise davon aus. Voller Vertrauen, dass der Verein uns keinen Hund ins Haus setzen würde, der auf die anderen Tiere losging….das war unser Fehler, den wir nie mehr wiederholen würden.
Nach seiner Ankunft bekam der ehemalige Besitzer einen Schreck, als er von unseren Katzen hörte. Vielleicht liege ich falsch, aber ist unser Haus mit unseren Tieren einfach die falsche Pflegestelle für diesen Hund gewesen? Muss man sich als Verein nicht auch Gedanken machen: Passt der Hund dort rein? Offensichtlich nicht. Hund ist dort und gut ist.
Rüpelig, aggressiv
Nach seiner Ankunft hatten wir alle Hände voll zu tun, um ihm Grenzen zu setzen, da er sofort auf uns, auf die alte Amy und auf die blinden Katzen losging. Wir haben es lange versucht, ihn in das Rudel zu integrieren, doch es endete immer gleich: Dino vor Angst erstarrt, Masha mutig ihren Bruder verteidigend. Amy war die Einzige, die ihm Einhalt gebieten konnte, doch aufgrund ihres Alters und der damit verbundenen körperlichen Einschränkungen war dies natürlich nicht der richtige Weg.
Unsere blinden Katzen waren für den Pflegehund ein rotes Tuch. Sobald er sie auch nur aus der Ferne roch, flippte er völlig aus. Nachdem Bonus zwei epileptische Anfälle hatte, welche laut Tierarzt auf Stress zurückzuführen waren, reichte es uns – wir schilderten dem Verein Homeless Dogs Romania unsere Nöte:
- Wir müssen die Tiere voneinander trennen
- Dino – eben erst etwas aufgetaut – verkriecht sich wieder völlig
- Der Kater hatte zwei epileptische Anfälle
- Wir selbst können uns in unserem Haus nicht mehr normal bewegen
- Bei Besuch muss der Pflegehund in seine Box
- Es wurde immens viel kaputt gemacht, inklusive Fußleisten, Tapeten und Holzbalken (natürlich, auch der Pflegehund war frustriert über die Situation mit den vielen anderen Tieren….)
Hat das jemand vom Verein interessiert? Leider nein. Es gab zwar viele Anrufe und viel Aufwand, wie gesagt wurde – aber es ist untragbar, einen Hund einfach in einem Haushalt zu belassen, wo offenbar andere Tiere Schaden nehmen können. zumindest kenne ich das so von anderen Vereinen. In einem Telefonat hat man uns – der Pflegestelle – immer wieder nur stakatoartig die Frage gestellt: „Wohin mit ihm? Was sollen wir denn tun? Wir haben niemand….“ – und das geht überhaupt nicht! Dann holt nicht alles hierher, wenn man es dann hier nicht richtig versorgen kann! Es muss immer Lösungen für „Notfälle“ geben, zefix!
Ganz abgesehen davon, dass ich persönlich der Meinung bin, dass es unzumutbar ist, Sachschäden in Höhe bis zu 350 Euro der Pflegestelle zu überlassen. So steht es im Pflegestellenvertrag. Beim Futter mögen die Meinungen auseinandergehen, trotz gegenteiliger Erklärung am Telefon hatten wir diese Kosten ebenfalls, was für uns dann notgedrungen ok war. Die meisten Vereine kommen für die Futterkosten auf, naja. Wenn das gesparte Geld den Hunden zugute kommt, solls mir recht sein.
Land in Sicht – eine Interessentin
Ein einziger erfolgreicher Vermittlungsversuch mündete darin, dass der Pflegehund auf den 11-jährigen Sohn der Interessentin dermaßen böse losging, dass es uns nur mit Mühe gelang, das Kind zu schützen. Und das passierte, nachdem der Junge den ganzen Nachmittag mit dem Hund im Garten spielte. Und das passierte, als die Interessentin gerade die Schutzgebühr für den Hund bezahlen wollte und ich seine Sachen zusammenpackte. Somit hat die Frau das einzig Richtige getan: Sofortiger Abbruch und Abreise ohne Hund im Gepäck.
Das nächste Kind
Nun sollte aufgrund eines unglücklichen Umstandes mein Patenkind zu uns kommen – undenkbar für uns – das Kind hätte nicht mal nachts zur Toilette gehen können! Anruf – Bitten, Flehen, Ansagen und immer wieder die Antwort: „Was sollen wir denn machen? Wo soll er denn hin?“ ich habe keine Ahnung, wann ich mich das letzte Mal so alleine gelassen gefühlt habe mit einem Problem, das nicht von mir hausgemacht war. Was riet unser Umfeld?“ Bringt ihn doch ins Tierheim, droht damit, ihn an einem Baum anzubinden….dann unternehmen die ganz schnell was…..“ Aber ganz ehrlich? Wir sind Tierschützer und der Hund kann am wenigsten dafür. Der hatte nicht darum gebeten, hier nach Deutschland verbracht zu werden. Der hat nichts falsch gemacht. Der war einfach so, wie er ist. Ich kann mit so etwas nicht drohen. Ich will es auch nicht. Ein guter Verein hätte bereits nach unserem ersten Hilfegesuch reagiert. Wir gaben dem Hund echt viel Zeit und haben uns viel mit ihm beschäftigt. Wir sind keine leichtfertigen Menschen, die sofort die berühmte Flinte ins Korn werfen. Aber in dem Moment, wo es für andere Tiere oder gar Menschen beginnt, gefährlich zu werden, ist Schluss. Wir hätten Hilfe gebraucht – in Form davon, dass schnell eine andere Pflegestelle gefunden wird. Stattdessen wurden wir nach unserem Empfinden angemahnt, kritisiert, gemaßregelt und gegängelt.
Grundsätzliche Erfahrungen als Pflegestelle
Natürlich standen wir in regem Kontakt zu dem Verein. Wir wurden immer wieder darauf hingewiesen, mehr Bilder und mehr Videos zu schicken. Anfangs haben wir das natürlich gemacht. Während die Bilder in den sozialen Medien auch getauscht wurden, geschah das mit den Videos nicht. Und hier haben wir uns echt Mühe gemacht – wir wollten den Hund ja auch gut in Szene setzen.
Und: Jedes, aber auch jedes Foto / Video wurde kritisiert: Warum trägt er ein anderes Geschirr? warum ist die Leine am Halsband? Warum spielt ihr so mit ihm und nicht anders? Warum dies? Warum das?
Der Ton einer der Damen war für uns unerträglich. Ein normales Gespräch? Kaum möglich. Wir haben eigentlich alles falsch gemacht. Nicht falsch verstehen: Wir lernen beide gerne Neues dazu und lassen uns auch gerne etwas sagen – aber dieser ewig herrische und anmaßende Ton war echt absolut grenzverletzend.
Pflegehund über Homeless Dogs Romania
Und dass dieser rüpelige Hund, der bereits auf mindestens ein Kind sehr, sehr böse losging, heute so beschrieben wird: „…….Kinder müssen standfest sein und viel Hundeverstand besitzen….“ ist verantwortungslos. Die Situation, die ich erlebte, war demnach – kurz geschildert – so:
Kind sitzt in unserer Küche. Davor steht die Mutter, davor stehe ich. Davor wiederum läuft der Hund. Plötzlich dreht er um, läuft um mich herum, um die Mutter herum und geht gezielt auf das Kind los. Mutter reagiert schnell, stellt sich vor das Kind. Ich reagiere ebenso schnell und greife den Hund am Geschirr. Währenddessen versucht er, nachzusetzen. Und dieses „Nachsetzen“ macht mich nachdenklich. Er hat alles versucht, aus meinem Griff zu kommen, um nachzusetzen. Hmmmm.
Eine andere „Pflegestelle“
Es wurde erst eine andere Pflegestelle gefunden, nachdem ich eine Nachricht schrieb, dass wir uns um einen Platz kümmern würden, sollte dem Verein bis zur Ankunft meines Patenkindes nichts finden.
Plötzlich wurde der Verein sehr aktiv, man teilte uns mit, dass man eine „sehr erfahrene Pflegestelle“ gefunden habe, rund 400 Kilometer entfernt. Ob wir den Hund wohl dorthin bringen könnten? Klar, machen wir – los ging die Fahrt – auf den Parkplatz einer Fastfoodkette in das Auto einer anderen Person….Ein paar Tage später dann ein neuer Vermittlungsaufruf in den Sozialen Medien. Die „erfahrene Pflegestelle“ ist ein Tierheim. Hmmmm.
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