Warum ist die Flexi-Leine so verrufen?

Letztens stöberte ich auf irgendwelchen sozialen Netzwerk-Plattformen umher und stolperte über den Beitrag einer Bekannten. Es ging darum, dass jemand seinen großen, schweren Hund mit einer Flexi-Hundeleine ausführte und dies offensichtlich auf Unverständnis stieß. Warum eigentlich? Ist es nicht so, dass eine Flexi-Leine ein sogenanntes Hilfsmittel darstellt und in den richtigen Händen seine angedachte Funktion durchaus erfüllen kann? Oder täusche ich mich und eine Flexi-Leine ist grundsätzlich abzulehnen?

Die Argumente gegen die Flexi-Leine

Wer sich über eine Flexi-Leine fundiert informieren möchte, wird es schwer haben. In diversen Foren wird gegen die Flexi-Leine gewettert, gezetert, geschumpfen und drauf gespuckt. Ich habe im Folgenden mal die häufigsten Argumente zusammengefasst:

  • Der Hund lernt damit das Ziehen.
  • Der Hund wird erwürgt, wenn er das Ende der Roll-Leine erreicht hat.
  • Der Hundeführer bricht sich die Hand, wenn der Hund losstürmt.
  • Das Gehäuse der Flexi-Leine fällt vielleicht runter, verfängt sich in einem Gebüsch, was zum Genickbruch des Hundes führen kann.
  • Flexi-Leinen sind was für Faule und für solche, die keine Bindung zu Ihrem Hund haben. (?)
  •  Ein großer Hund zerrt kurz an der Flexi-Leine, diese reißt und der Hund fällt über den nächstbesten Menschen her.

Ehrlich gesagt – ich bin platt. Da machen sich angehende Hundebesitzer die Mühe und suchen nach vernünftigen Informationen und werden dermaßen negativ zugeballert. Zugegeben, wer seinen Hund mit einer Flexi-Leine ausführt, ohne sein Hirn einzuschalten, wird eventuell Probleme bekommen. Eventuell – nicht zwangsläufig, wie das so gerne propagiert wird. Denn ein erzogener Hund sollte leinenführig sein und wenigstens den Grundgehorsam beherrschen.

Ohne Flexi-Leine ist es am Schönsten.
Grundgehorsam ist wichtig – mit oder ohne Leine.

 

Geht es um die Flexi-Leine, scheint sich vor jedem ein Bild vor dem inneren Auge aufzubauen, in dem das Frauchen oder Herrchen mit schier ausgekugeltem Arm hinter dem wild nach vorne stürmenden Hund hinterherjapst. Die Flexi-Leine ist natürlich immer ausgefahren und genau dadurch lernt der Hund angeblich das Ziehen.

Wie lässt sich denn das Mordinstrument “Flexi-Leine” solide bedienen?

Gibt es irgendwo beim Kauf einer Flexi-Leine einen vertraglichen Punkt, in dem bestimmt wird, dass die Rollfunktion immer und zu jedem Zeitpunkt aktiviert sein muss? Falls ja, dann habe ich hier natürlich unrecht. Eine Flexi-Leine lässt sich arretieren. Somit bestimme ich als Hundehalter, wie viel Freiheit mein Hund bekommt. Ich möchte es wieder einmal an meinem eigenen Beispiel verdeutlichen: Meine drei Hunde haben völlig normale Führleinen, mit denen wir sie solange an der Leine lassen, bis wir in “freier Natur” sind. Dort machen wir die Leinen ab und die drei rennen ohne Leine durch die Walachei. Erblicken wir irgendwo jemanden, werden die Hunde gerufen und angeleint. An die normale Führleine. Doch am Morgen, wenn ich aufstehe, renne ich als reinlicher Mensch zuerst ins Bad, danach schnappe ich die Hundetiere und gehe mit ihnen runter, damit sie ihre ersten Geschäfte verrichten können.

Und hier kommt die Flexi-Leine zum Einsatz. Wir vier gehen äußerst zivilisiert in das nahe gelegene Wäldchen, dort dürfen die in der Umgebung wohnenden Hunde tun, was Hunde tun müssen. Meine drei Hunde marschieren an der festgestellten Flexi-Leine bei Fuß. Erst im Mini-Wäldchen löse ich die Arretierung, damit jeder in die Richtung verschwinden kann, wohin er mag. Da in einem Wald, wie winzig er auch sein mag, keine Laterne leuchtet, habe ich die Hunde mit der Flexi-Leine unter Kontrolle und sie dürfen ihr Geschäft ungestört verrichten, während ich durchaus im Halbschlaf am Baum lehnend warte.

Am Abend wiederholt sich das Spiel. Dabei geht es nur darum, dass sich die drei Hunde nochmals lösen können, bevor sie in ihre Schlafhöhlen verschwinden. Was also sollte jetzt gegen die Flexi-Leine sprechen? Wenn man sie mit Bedacht bedient, ist eine Flexi-Leine eine wunderbare Erfindung.

Wenn schon Flexi-Leine, dann bitte richtig

Eine Flexi-Leine sollte natürlich nicht dauernd auf Zug sein, das sollte jedem klar sein. Dabei ist es auch egal, ob der Hund ein Halsband oder ein Geschirr trägt. Ein ständiger Zug provoziert einen Gegendruck seitens des Hundes. Da haben die Flexi-Leine-Kritiker durchaus recht, auch wenn ich einseitige Sichtweisen nicht mag und es mich stört, wenn bei dem Thema kategorisch ein “Bäh” rausposaunt wurde und nichts Konstruktives dabei rumkommt.

Da spielt auch meiner Meinung nach die Größe eines Hundes keine Rolle. Ein Hund, der nicht hört, sollte zuerst den Grundgehorsam lernen. Das hat aber mit der Art der Leine nichts zu tun. Ein unerzogener Hund zieht und zerrt auch an der normalen Führleine. Da sollte entweder eine kompetente Hundeschule aufgesucht werden oder ein versierter Hundetrainer/in hinzugezogen werden.

Fazit

Die Flexi-Leine ist durchaus als Alternative für bestimmte Situationen geeignet. das gilt aber nur, wenn sie richtig benutzt wird. Es stimmt schon, was die vielen Aufschreie im Internet so negativ bewerten: Viele Leutchen lassen die Flexi-Leine die ganze Zeit ausgefahren und wundern sich, wenn etwas schief läuft, der Hund plötzlich zieht oder sich die dünne Roll-Leine im Gebüsch verheddert. Doch mit Hirn benutzt, ist eine Flexi-Leine ein wunderbare Erfindung und kann sogar bei der Erziehung helfen.

Über Martina Pfannschmidt 196 Artikel
Martina gehört zur Spezies “wissenschaftsorientiert” und weiß einiges über die sogenannte “Apitherapie”, also die Bienenheilkunde. Die meisten Texte bezüglich Gesundheit, Krankheiten, Heilpflanzen und Naturstoffe stammen aus ihrer Feder. Alle Texte werden zudem regelmäßig geprüft.

6 Kommentare zu Warum ist die Flexi-Leine so verrufen?

  1. Ich benutze auch eine Flexileine aber nur in der Umgebung wo ich wohne und wenn Leute, Hunde,Kinder, kommen dann wird der Hund an die KurzLeine gemacht auch bei Radfahrer und schaue immer was so kommt die Leine ist nicht immer voll ausgezogen weil ich Angst habe das sie reißt und andere Straße muss er sitzt machen aber kurz denn ich habe ein Labrador und wenn der zieht prost Mahlzeit das kann ins Auge gehen

  2. Endlich mal ein wirklich vernünftiger Beitrag. Ich benutze nun seit 11 Jahren Flexileinen zusammen mit normalen Leinen, immer der jeweiligen Situation angepasst. Nun habe ich einen Hund mit starkem Jagdinstinkt, ängstlich und keine Leine gewohnt. Für ihn ist sie ein wahrer Segen und er läuft ohne zu ziehen an der Flexi was er an der normalen 2 Meter Leine nicht macht.
    Selbstverständlich wird auch hier geschaut welche Situation welche Leine sinnvoll zum Einsatz bringen lässt. Aber er geht wirklich mega entspannt und das wiederum baut vertrauen auf. Ich habe also zZt. beide Leinen dabei und das funktioniert.

    LG Anja

    • Hallo Anja,

      Vielen Dank für Deinen Kommentar. Wie schon im Artikel geschrieben, spricht nichts gegen eine Flexi-Leine, wenn sie denn vernünftig eingesetzt wird. Und wie Du schon richtig sagst, sie kann durchaus für einige Hunde auch ein Segen sein. Hier bei uns wohnt eine Dame mit einem Jack-Russel-Terrier. Der Hund ist immer genau die fünf Meter der Leine vor seinem Frauchen und in Vollspannung und sie wundert sich, warum ihr Hund nicht hört, obwohl sie doch immer mit ihm schimpft. Das ist natürlich extrem falsch. Aber darauf ansprechen mag ich sie nicht, ich möchte hier kein “Besserwisser” sein. Ich freue mich immer, wenn jemand, so wie Du z.B., eine Flexi-Leine vernünftig einzusetzen versteht.

      LG
      Carola

  3. Hallöchen, ich freue mich! Du hast meinen Post aufgegriffen, um einen guten – sehr guten – Artikel daraus zu machen. Prima. Du hast alle Punkte bedacht. Denn wenn man sich mit der Funktion und dem Sinn einer Flexi-Leine vertraut macht – bevor man sie benutzt – kann sie sehr gut sein. “Wenn” sage ich jedoch. Denn ich treffe immer wieder auf Hundebesitzer, die eben nur eine Flexi-Leine nutzen, weil sie eben bequem ist. Was aber auf alle Fälle noch bedacht werden muss: Achtsamkeit ist ganz wichtig. Einen Augenblick der Unaufmerksamkeit, der Hund sieht eine Katze, rennt los. Der Mensch merkt jetzt “oh, der Hund “dreht durch” und will der Katze nach. Und reflexartig greift der Mensch in seine Leine, um den Hund zu halten und schon kann er große Verletzungen in Form von Verbrennungen an Hand und an Beinen von sich tragen (selbst schon erlebt). In einem Pulk von Hunden, wenn diese sich “von den Hundenhaltern erlaubt” beschnuppern und begrüßen, und die Leinen sich verheddern, kann es ebenso zu Strangalierungen und Verletzungen (auch an anderen Menschenbeinen kommen. Deshalb: Die Flexi-Leine nur einsetzen, wenn “alles passt”. Der Hund hat einen Grundgehorsam und der Mensch ist achtsam und denkt vorausschauend.

    • Hallo Simone,

      auch hier noch einmal vielen Dank für Deinen konstruktiven Beitrag und das Lob. Bin gespannt, ob sich vielleicht hier noch mehr Hundefreunde äußern?

      LG

      Martina

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*